Wofür brauchen wir den One Night Stand?

One Night Stand

Reue

Eine aktuelle norwegische Studie zum Thema One Night Stand besagt, dass Frauen ihn deutlich häufiger bereuen als Männer. Männer hingegen bereuen vor allem den One Night Stand, den sie NICHT hatten. Hier liegen sie im Vergleich zu den Frauen weit vorn, denn es sind 28,9 % der befragten Männer und lediglich 3,6 % der Frauen. Reue und Alkohol gehören dabei unbedingt zusammen, denn, denn vor allem diese sexuellen Begegnungen bereuen die meisten Menschen, egal ob Mann oder Frau, bei denen zuviel Alkohol im Spiel war. Okay, das ist keine große Überraschung.

Brauchen wir den One Night Stand?

Ich habe mich daraufhin gefragt, wofür  wir diese einmaligen sexuellen Begegnungen brauchen? Geht es darum, Erfahrungen zu sammeln und sich auf den „Ernstfall“, nämlich eine langjährige Beziehung vorzubereiten oder geht es darum, möglichst viel Spaß zu haben? Vor allem zum Spaß bei der Sache zeigt die Studie übrigens ebenfalls einen gravierenden Unterschied. Vorausgesetzt, wir gehen davon aus, dass Sex vor allem dann Spaß  macht, wenn wir zum Orgasmus kommen.

Hier klafft nämlich eine Lücke zwischen Männern und Frauen. Wie schon beim Equal Pay und der  Gender Gap gibt es auch eine „Orgasm Gap“, also eine Orgasmus-Lücke. Sie ergibt sich aus der durch mehrere Umfragen und Statistiken bestätigten Tatsache, dass beim Sex grundsätzlich deutlich mehr Männer einen Orgasmus haben als Frauen. Ganz besonders gravierend ist diese Lücke allerdings beim One Night Stand. Tatsächlich sind  es 40 % der Frauen und 90 % der Männer die bei einem One Night Stand zum Orgasmus kommen. Da haben wir also noch eine Aufgabe vor uns, ähnlich wie beim Thema Equal Pay. Zum Glück ist Orgasmusfähigkeit ist eine Fähigkeit, die wir alle erlernen können, somit sollte es eigentlich kein Problem sein, diese Lücke zu schließen… ja ich weiß, ganz so einfach ist das nicht und bestimmt schreibe ich dazu noch einen weiteren Blogartikel.

Zurück zum Thema One Night Stand und brauchen wir ihn überhaupt? Auch der Radiosender Fritz nahm diese Studie zum Anlass und befragte seine Hörerinnen und Hörer zu diesem Thema. Sie wollten wissen, wer wieviel Erfahrung mit One Night Stands habe und natürlich vor allem, wie groß die Reue danach war.

Was ist ein One Night Stand überhaupt?

Nach dem ersten Gespräch stellte sich heraus, dass zunächst der Begriff geklärt werden sollte, denn der Anrufer verwechselte einen One Night Stand mit dem missglückten Versuch eine längere Beziehung zu beginnen.

Also, der Begriff kommt aus der Theaterbranche und bedeutet „einmaliges Gastspiel“ mit der Betonung auf EINMALIG und dem Hinweis, dass es definitiv KEINE Wiederholung geben wird. Und das ist zumindest in der Theaterbranche dann auch von Anfang klar. Natürlich ist das bei zwischenmenschlichen Begegnungen so eine Sache und man kann ja wirklich nie wissen was die Zukunft bringt. Die Hoffnung, dass doch mehr draus wird, spielt am Anfang bestimmt sehr häufig eben doch eine Rolle, wenn der One Night Stand dann aber vorbei ist, ist es völlig klar, ob es einer war. 

Performance verbessern

Nach der Begriffsklärung folgten dann Anrufer, von denen die meisten schon einige Erfahrung damit hatten.  Ein Mann meldete sich zu Wort, der von sich behauptete, er habe ca. zehn One Night Stands gehabt. Das interessant war jedoch, dass er sagte, er könne auf alle zehn verzichten, weil sie für ihn nichts bedeutet hätten obwohl sie eigentlich ganz schön waren.

Ein anderer behauptete, dass er sehr viele One Night Stands in seinem Leben hatte und sie alle hätten zu einer besseren „Performance“ im Bett beigetragen.

Eine Frau war ebenfalls der Meinung, dass sie durch die sexuellen Kontakte zu verschiedenen Partnern wirklich was gelernt habe und dass sie „besser“ im Bett geworden sei.

Die nächste berichtete davon, dass sie gleich beim ersten One Night Stand schwanger geworden sei.

Wer mehr hören will, findet hier die ganze Sendung.

Das Spiel mit dem Feuer

Die Hauptgründe für einen One Night Stand sind also Erfahrungen sammeln, im besten Falle Spaß haben und die eigenen Fähigkeiten zu verbessern. Die Gefahr schwanger zu werden oder in Verruf zu geraten, tragen hauptsächlich die Frauen. Aber natürlich können auch Männer dadurch Vater werden und auch das hat Konsequenzen. Es bleibt eben auch ein Spiel mit dem Feuer.

Sexualität und Bindung

Durch Sex entsteht Bindung, das ist eine hormonelle Sache, die wir kaum vermeiden können, egal ob wir es wollen oder nicht.

Bert Hellinger schreibt in seinem Buch „Wie Liebe gelingt“ etwas über die Größe der Sexualität:

„Manche meinen, die Sexualität sei etwas Übles. Jedoch ist sie ein mächtiger Trieb, und sie ist unwiderstehlich. Die Sexualität bringt das Leben gegen alle Hindernisse voran. In diesem Sinne ist die Sexualität größer als die Liebe. Sie wird natürlich besonders groß, wenn sie mit Liebe vollzogen wird.“

Die Sexualität treibt uns also vor sich her und sie ist eine mächtige Kraft, die uns aneinander bindet. Die Frage ist also gar nicht, ob wir den One Night Stand brauchen, sondern die Frage ist, wie wir damit umgehen. Wenn wir zu leichtfertig mit der Sexualität umgehen, können wir unsere Beziehungs- und Bindungsfähigkeit verspielen oder wir werden plötzlich vom Leben durch eine Schwangerschaft sehr ernsthaft in die Pflicht genommen. Die schwangere Radiohörerin hat damals übrigens das Kind bekommen und ist mit Vater noch immer gut befreundet. Sie hörte sich so an, als sei nochmal alles gut gegangen.

Als einfache Regel für Anfänger würde ich sagen, wer nur mit Alkohol zum One Night Stand bereit ist, sollte es lassen, allen anderen wünsche ich viel Spaß, wenig Reue und immer auch ein bisschen Respekt vor der Größe der Sexualität.