Gemeinsam einsam – Willkommen im Knast!

Gemeinsam einsam

Vergangenheit – Ermüdung oder Bruch

Schön ist es am Anfang einer Beziehung. Da ist viel Nähe und es ist gar nicht schwer sich zu lieben. Es herrscht die absolute Gewissheit, das beste Paar der Welt zu sein. Wir sind verliebt!
Und dann nagt die Zeit fast zahnlos an der Beziehung. JEDES Verliebtsein hört irgendwann auf und Verbundenheit tritt an diese Stelle. Wir fühlen uns an den Partner entweder durch Liebe oder durch gemeinsame „Dinge“, wie Kinder, Häuser, Sparverträge, Autos, Geschichten….. usw gebunden. Und mit der Zeit schleicht sich eine gewisse Ermüdung in die Paarbeziehung. Sie wird alt und staubig. Wir halten uns gegenseitig langweilend aneinander fest.

Oder es kommt zum harten Bruch. Einer von beiden geht fremd und plötzlich ist die Verbindung schwer gestört.
Aber schon viel früher haben wir angefangen uns voneinander abzuwenden und die Emotionen des anderen zu ignorieren. Wir halten unsere Gefühle zurück und das gegenseitige Vertrauen sinkt drastisch. Konflikte werden durch Schweigen vermieden.

So wird die Verbindung zum Gefängnis und wir sind auf einmal gemeinsam einsam.

Willkommen im Knast! Doch wie sind wir da nur hinein geraten?

Gemeinsam einsam

Kommunikation, Sex und das Familiensystem machen gemeinsam einsam!

  • Bevor wir miteinander sprechen machen wir uns Gedanken über die Beziehung und unseren Partner. Häufige Verletzungen und unausgesprochende Gefühle führen zu einer negativen innere Haltung zu unserer Beziehung. Der andere schneidet im inneren Vergleich ständig negativ ab. Es dominiert der Gedanke „mit jemand anderem würde es mir besser gehen“. Die Kommunkation wird zur Katastrophe.
    Es dominieren Nörgeln, Kritik, Schweigen und Schuldzuweisungen. Wir sind jetzt hauptsächlich damit beschäftigt zu „beweisen“, dass wir Recht haben.
    Das Beziehungsgefängnis wird nun bewacht von den vier apokalyptischen Reitern: Kritik, Verachtung, Rechtfertigung und Mauern (Schweigen). Diese vier sorgen zuverlässig dafür, dass die Beziehung immer mehr zum Gefängnis wird. Das hat der Paartherapeut John Gottman durch seine jahrelangen Forschungen im Love Lab heraus gefunden. Er identifiziert dort die vier apokalyptischen Reiter im Paargespräch und sagt die Zukunft der Beziehung mit 90%iger Sicherheit voraus.
  • Sex in der Kälte des Beziehungsgefängnis ist natürlich ebenfalls eine Katastrophe! Grundsätzlich ist Sex im Gefängnis verboten. Wenn er doch stattfindet, dann unter erschwerten Bedingungen und oft gewaltsam.
    Liebe und Zuneigung spielen keine Rolle. Macht, Unterdrückung und Duldungsstarre machen alles kompliziert.
  • Das Familiensystem arbeitet im Beziehungsknast als Gefängnisdirektor! Die Zugehörigkeit zur Familie hat uns   überhaupt erst hierher geführt. Wir folgen unbewusst unserer Kultur und dem, was wir als Kind in unserer Familie gelernt haben. Hiervon darf es KEINE Abweichungen geben. Wir landen im systemischen Beziehungsgefängnis.
    Die Verbundenheit mit der Familie ist wunderbar – wenn sie gelingt und lebendig bleibt. In der anhaltenden kindlichen Nachahmung als erwachsener Mensch wird sie jedoch schnell zum Würgegriff. Die Verurteilung zu lebenslänglicher Haft  ist die Folge.

Zukunft – Ausbruch oder Lebenslänglich

Bleiben wir bei unserem Gefängnis. Wie sieht unsere Zukunft als Paar aus?
Wenn nur einer von uns beiden den Ausbruch wagt, bleibt der andere allein mit den Wächtern und dem Direktor zurück. Andere Insassen bestärken den zurück gebliebenen darin, dass es gefährlich ist auszubrechen und der Geflohene wird verteufelt. Allerdings geht es unserem geflohenen Partner auch nicht viel besser. Er muss sich versteckt halten, irgendwo untertauchen, damit er nicht wieder eingesperrt wird. Frei ist er jedenfalls noch nicht.
Diese Form der Trennung ist für beide Partner dramatisch. Die Kommunikation und die familiensystemische Verbindung bleiben nach wie vor zerstörerisch. Lange Trennungskriege sind die Folge, denn wir fühlen uns immer noch im Recht. Und auch die vier Reiter sind noch da. Gegen diese können selbst die teuersten Anwälte nichts ausrichten. Und so schafft es der geflohlene Partner nur bis zu einem anderen Gefängnistrakt.

Eine echte Alternative ist die gemeinsame und totale Zerstörung des Gefängnisses. Sie beginnt damit, sich einzugestehen, dass beide gemeinsam einsam sind! Dann geht es um die Bestandsaufnahme.

  • Wie sind wir hier reingeraten?
  • Wann hat unsere Beziehung begonnen zum Gefängnis zu werden?
  • Wer hat den Schlüssel?
  • Wie und durch wen kam es zur Verurteilung?

Aber Achtung, weil die Kommunikation bereits von den vier Reitern dominiert wird, müssen wir zunächst die innere Haltung zum Partner zu überprüfen und diese entsprechend ändern! Das ist möglich, dauert aber lange. Diese Änderung braucht den unbedingten Wunsch, den Partner in einem positiven Licht sehen zu wollen. Es geht dabei nicht um simples positives Denken, sondern es geht um die Suche nach der Liebe. Irgendwann haben wir uns füreinander entschieden. Im Gefängnis sind wir nicht wegen der Beziehung, sondern auf Grund der fehlenden inneren Zustimmung zu unserer Beziehung. Erst, wenn wir es schaffen, uns wieder an die guten Seiten des Partners zu erinnern und uns darüber zu freuen, können die vier Reiter der Apokalypse überwunden werden. Alle vier haben dann plötzlich keine Macht mehr über die Kommunikation. Die Türen unseres Beziehungsgefängnisses sind unbewacht und offen. Wir könnten raus….

…wäre da nicht noch der Direktor – das Familiensystem!

Jetzt tauchen besonders spannende Themen auf. Denn unbewusst denken wir, wir haben es nicht anders verdient. Wir sind sicher, dass Beziehungen immer so sind. Wir verbieten uns Lust, Leidenschaft und Lebendigkeit und bestrafen uns mit Knast. Das tun wir alles aus einem Grund. Wir wollen nicht schuldig werden gegenüber unserem Familiensystem! Eine Systemaufstellung hilft diese Verstrickungen zu lösen.

Da heraus zu wachsen fordert von uns gewisse Anstrengungen und vor allem die bewusste Entscheidung für das eigene Glück – im besten Fall sogar gemeinsam und nicht einsam.

Dann wird aus dem Beziehungsknast eine glückliche und erfüllende Partnerschaft.
Gerne stehe ich als Fluchthelferin zur Verfügung.

Gemeinsam einsam Fluchttunnel