Die Exfrau des Partners macht das Leben zur Hölle

Exfrau des Partners

Die Hölle – das sind die anderen

Achtsamkeit ist seit Jahren ein Trend in der Persönlichkeitsentwicklung. Es gibt mittlerweile sogar von Krankenkassen finanzierte Achtsamkeitskurse und natürlich ist es auch ein schöner Zustand. Wer achtsam ist, ist sofort im Hier und Jetzt. Ein achtsamer Mensch nimmt sich selbst und seine Umgebung ganz genau wahr, er verbindet Bewegung und Bewusstsein mit dem Atem. Er erlebt bewusster was an einem Tag passiert und er fühlt sich lebendig. Achtsamkeit ist wirklich nur zu empfehlen! Sie gelingt ganz leicht…. jedenfalls  solange man mit sich allein ist. Die Anwesenheit anderer Menschen bringt die Achtsamkeit sofort ins Wanken.


Die komplizierteste Anwesenheit anderer Menschen ist mit Sicherheit die Patchworkfamilie!

Hier wird es extrem schwer mit der Achtsamkeit und genau deshalb kann sie hier besonders wirksam sein. Wikipedia fügt der Herausforderung noch diese Erläuterung hinzu:

„Achtsamkeit ist die Aufmerksamkeit für die Bedürfnisse anderer Menschen.“

Und damit kommen wir zum eigentlich Thema dieses Blogartikels. Es geht um die Exfrau des Partners in Patchworkfamilien, also ziemlich konkret um die Bedürfnisse anderer Menschen.

Genau diese Person mit ihren Bedürfnissen belastet viele Patchwork Paare. Sie ist häufig der Kern aller Konflikte, die Ursache sämtlichen Leids und sollte sich in jedem Fall ganz anders verhalten als sie es tut. Sagen zumindest die Paare in der Beratung.

Die Exfrau des Partners macht das Leben zur Hölle

Das betrifft z.B. Karena *(alle Namen sind natürlich geändert)  die in einer Beratung alles aufzählt, was diese Hexe ihrer Familie antut:

Sie benutzt die Kinder zum Ausspionieren und Übermitteln von Nachrichten oder Fragen.
Sie erzählt Lügen, auch im Freundes- und Familienkreis.
Sie beschimpft Karena und ihren Partner Heiko (also den Vater der Kinder) vor den Kindern.
Sie ruft zu den unmöglichsten Uhrzeiten an, sogar nachts.
Sie hält keine Verabredungen ein.
usw….

Natürlich leidet das Familienleben und die Partnerschaft unter dieser Belastung. Karena ist wütend, hilflos und verzweifelt und fragt sich, ob sie unter diesen Umständen überhaupt in der Beziehung mit Heiko und seinen beiden Kindern (6 und 9) bleiben kann.

Heiko selbst kommt nicht in die Beratung. Leider, denn er wird hier dringend gebraucht. Karena und Heiko stehen kurz vor der Trennung. Die Ex-Frau ist der Grund, sagt Karena. Seit drei Wochen ist sie wieder zu ihren Eltern gezogen. Sie brauchte eine Auszeit. Heiko sagt, er liebt sie, sie liebt ihn eigentlich auch. Aber seine Ex ist wirklich eine Katastrophe. 

Und jetzt?

  1. Das erste Gebot bei allen Konflikten in Patchworkfamilien lautet immer:
    Kinder in Sicherheit bringen!
    Es ist wichtig, sie als Kinder zu sehen, die sich zerrissen fühlen zwischen den eigenen Eltern. Als Kinder, die in Not sind. Diskussionen oder Streitereien über das Verhalten der Kinder verschlimmern alles nur noch. Das heißt nicht, dass sie tun und lassen können was sie wollen. Aber Regeln durchzusetzen braucht eine gewisse Haltung. Vielleicht auch mehr Achtsamkeit für die Bedürfnisse der anderen.
    Wenn Karena es schafft, ihr Herz für die Not der Kinder zu öffnen, dann kann sie auch
    die Wut der Kinder aushalten. Sie muss dann nicht in die Gegenwehr gehen und kann stattdessen den Kindern eine gute Freundin sein.  
    Das gelingt natürlich nicht immer, aber bevor sie sich dann mit den Kindern streitet  ist es wichtig, dass sie erstmal aus der Situation geht. Wenn das physisch nicht möglich ist, dann hilft es, innerlich einen Schritt zurück zu treten und zur ersten Hilfe bei allen dramatischen Emotionen zu greifen:
    Tief einatmen. Tief ausatmen. Lächeln.
    Das können erwachsene Menschen leichter als Kinder. Durch diese veränderte Haltung sind die Kinder bei Karena in Sicherheit. Das spüren diese dann sofort.
  2. Jahrhunderte alte Familientraditionen erwarten von den Frauen einer Gesellschaft, dass sie sich um die Kinder kümmern und zwar nur, weil sie Frauen sind und das angeblich besser können. Für Männer ist das keine geeignete Aufgabe. Auch wenn sich diese Haltung langsam wandelt, steckt diese Rollenteilung noch tief im kollektiven Gedächtnis.
    Gerade in Patchworkfamilien kann diese gesellschaftliche Erwartung für eine neue Partnerin wie Karena zum Problem werden.
    Früher hießen Patchworkfamilien Stieffamilien und in den Märchen, die ja eigentlich psychologische Erzählungen sind, ist immer die Stiefmutter die „Böse“. Karena ist also in Gefahr „böse zu werden“. Dabei ist sie, wie sehr viele Stiefmütter, überfordert mit der Situation. 
    Von ihr wird erwartet, dass sie mütterlich und irgendwie für die Kinder von Heiko verantwortlich ist. Karena selbst erwartet etwas von sich, das sich aber einfach nicht einstellt. Sie hat keine mütterlichen Gefühle den Kindern gegenüber. Den Kleinen findet sie ganz niedlich aber die Große ist immer gegen sie, egal wie sehr Karena sich bemüht. 

    Karena braucht jetzt besonders viel Achtsamkeit für sich selbst und die eigenen Bedürfnisse. Sie sollte Heiko von ihren Beobachtungen und Erlebnissen erzählen und ihn bitten, das Gespräch mit seiner Ex-Frau zu suchen. Im Interesse der Kinder!
    Denn nur er kann verhindern, dass seine Patchworkfamilie zum Horroszenario wird, unter dem alle leiden. 
    Wahrscheinlich wird er nicht sofort darauf eingehen und vielleicht hat Karena auch Angst, dass er und seine Ex sich dann wieder näher kommen könnten als ihr lieb ist. Auf lange Sicht ist es dennoch der beste Weg für alle Beteiligten. Heiko und die Ex sind weiterhin als Eltern verbunden und daran wird sich nichts ändern. Sie tragen die Verantwortung dafür, dass es den Kindern gut geht. Sie sind die Ursache für diese beiden Kinder. Es folgen noch sehr, sehr, sehr viele Abstimmungen, Entscheidungen und Besprechungen bis die Kinder erwachsen sind…. und dann vielleicht noch Enkelkinder. Je besser die Kommunikation zwischen den beiden ist, desto entspannter lebt es sich für Karena in der Paarbeziehung mit Heiko.

  3. Darüber hinaus kann sich Karena mit ihren eigenen Gefühlen genauer beschäftigen.
    Hat sie Angst vor der Macht der Ex als Mutter seiner Kinder?
    Spürt sie Konkurrenz um die Aufmerksamkeit von Heiko, auch zu den Kindern, vor allem zur Tochter.
    Ist sie neidisch und vergleicht sich ständig mit der Ex, die dann immer schöner, schlanker oder sonst irgendwie besser ist als Karena?
    Oder verachtet sie die Ex innerlich und glaubt, eine bessere Mutter ein zu können? Vielleicht verbirgt sich sogar ein Schuldgefühl hinter ihrer Wut, weil sie glaubt, die Familie zerstört zu haben (genau die Heiko’s Tochter)?
     

    Was immer es ist, es darf Achtsamkeit erfahren, denn verdrängt und unterm Teppich entwicklen diese Gefühle extremen Sprengstoff für die Paarbeziehung.  

Der Partner 

Aber was ist eigentlich mit Heiko? Worüber soll Karena denn überhaupt mit ihm sprechen? Was kann oder muss er tun? Was würde er in der Beratung von mir zu hören bekommen?

Er fühlt sich mit Sicherheit zerrissen zwischen den beiden Frauen und den Kindern, wünscht sich mehr Harmonie und versucht es allen recht zu machen. Das gelingt jedoch immer schlechter. Er wird sich um eine harmonische Familie betrogen fühlen, denn schließlich hat seine Ex ihn vor die Tür gesetzt und Karena wusste doch von Anfang an, dass er zwei Kinder hat. Er ist genau wie Karena wütend, hilflos und verzweifelt.

  1. Auch für ihn gilt die erste Regel: Kinder in Sicherheit bringen! Er ist der Vater und er ist nicht alleine Eltern, sondern nur gemeinsam mit seiner Exfrau. Die Kinder brauchen von ihm die klare Haltung, dass sie ihre Mutter lieben dürfen und dass sie eine gute Mutter haben. Und natürlich auch eine gute Stiefmutter! Aber das ist für die Kinder zweitrangig. Egal wie sehr Heiko noch verletzt ist oder wie unmöglich er das Verhalten seiner Ex findet, als Mutter ist sie die beste für seine Kinder. Weil sie die einzig mögliche ist. Eine andere gibt es nicht. 
  2. Nur er kann an der Beziehung zur Exfrau arbeiten. Er kann sich seine Urteile über sie genauer anschauen. Stimmt es wirklich, dass sie eine geldgierige und faule Frau ist, die ihm das Leben zur Hölle machen will? Kann es sein, dass die Frau, die er mal geliebt hat, nun zu einem zerstörerischen Dämon geworden ist? Wünscht er sich insgeheim Rache? Möchte er, dass Karena die Rolle einer Mutter für seine Kinder übernimmt? Ist er sich seiner Verantwortung für die Situation bewusst? Warum kommt er nicht in die Beratung? Glaubt er nicht zuständig zu sein oder es nicht zu können? Hat er Angst vor weiteren Verletzungen oder Verurteilungen, gegen die er sich nicht wehren kann? Was sieht er in Karena? Steht er wirklich an ihrer Seite oder nimmt er sie nicht so ernst wie seine Exfrau? Diesen Fragen könnte und müsste Heiko sich stellen und dann immer wieder ins Gespräch gehen, für seine Familie und für seine eigenen Bedürfnisse. Auch ihm kann Achtsamkeit für andere und sich selbst nicht schaden. 

Die Exfrau des Partners leidet unter der neuen Familie

Was ist nun aber mit der Exfrau des Partners selbst? Sie muss es aushalten, dass ihre Kinder mit einer anderen Frau zusammen sind. Sie kann diese nicht schützen vor dem, was dort passiert. Sie muss es aushalten, dass Karena dabei ist, wenn die Kinder besondere Momente erleben.  Wahrscheinlich fühlt sie sich ersetzt und genauso wütend, hilflos und verzweifelt wie Heiko und Karena.

Wie könnte sie ihre Situation verbessern?

  1. Natürlich gilt auch hier wieder das erste Gebot:
    Kinder in Sicherheit bringen!
    Zunächst mal kann sie sich vor Augen führen, dass sie weltweit die einzig mögliche Mutter dieser Kinder ist. Niemand kann sie jemals ersetzen! Das ist unmöglich.
    Egal, welche Fehler sie selbst sich vorwirft oder welche Vorwürfe andere ihr machen Egal, welchen Anteil sie an der Trennung hat, sie bleibt ihre Mutter. Die physische Verbindung, die sie zu ihnen hat, ist und bleibt einzigartig.
    Aber Achtung! Die Kinder sind nicht ihr Besitz! Sie gehören weder ihr noch Heiko und schon gar nicht Karena. Sie gehören sich selbst und dem Leben.
      Dieses Gedicht von Khalil Gibran beschreibt die innere Haltung zu Kindern wunderbar: 

    Eure Kinder sind nicht eure Kinder.

     

    Sie sind die Söhne und die Töchter der Sehnsucht des Lebens nach sich selber.
    Sie kommen durch euch, aber nicht von euch,
    Und obwohl sie mit euch sind, gehören sie euch doch nicht. 

    Ihr dürft ihnen eure Liebe geben, aber nicht eure Gedanken,
    Denn sie haben ihre eigenen Gedanken.

    Ihr dürft ihren Körpern ein Haus geben, aber nicht ihren Seelen,
    Denn ihre Seelen wohnen im Haus von morgen,
    das ihr nicht besuchen könnt,
    nicht einmal in euren Träumen. 

    Ihr dürft euch bemühen, wie sie zu sein,
    aber versucht nicht, sie euch ähnlich zu machen.
    Denn das Leben läuft nicht rückwärts
    noch verweilt es im Gestern. 

    Ihr seid die Bogen, von denen eure Kinder
    als lebende Pfeile ausgeschickt werden.

    Der Schütze sieht das Ziel auf dem Pfad der Unendlichkeit,
    und er spannt euch mit seiner Macht,
    damit seine Pfeile schnell und weit fliegen.

    Laßt eure Bogen von der Hand des Schützen
    auf Freude gerichtet sein;
    Denn so wie er den Pfeil liebt, der fliegt,
    so liebt er auch den Bogen, der fest ist.“

     

    – Khalil Gibran –

  2. Das Beste, was sie darüber hinaus noch für ihre Kinder tun kann ist, ihnen den Vater zuzumuten. Auch er ist weltweit der einzig mögliche Vater. Er ist für die Kinder nach wie vor wichtig. Sie bestehen zu 50 % aus seinem Erbgut und wenn sie diesen Teil ablehnt, werden sie ihr das irgendwann übel nehmen. 
    Wenn sie eine gute Beziehung zu ihren Kindern möchte, dann fängt das bei der Beziehung zu Heiko an. Es kommt häufig vor, dass z.B. der Erziehungsstil des Expartners vom eigenen abweicht. Das ist okay und geht die Exfrau nach der Trennung nichts mehr an. Es ist ihre Entscheidung darunter zu leiden oder zu entspannen und zu sagen, ein Glück, das muss ich jetzt nicht mehr mit ansehen.
    Die Kinder können es vertragen. Was sie nicht vertragen sind Eltern, die ihre unterschiedlichen Erziehungsstile missbrauchen, um über den jeweils anderen zu urteilen. Wenn die Zustände jedoch die Kinder gefährden, dann ist das Gespräch mit Heiko umso dringender. Sollte er sich verweigern und das Gespräch nicht führen wollen, bleibt immer noch das Jugendamt oder andere professionelle Hilfe, wie z.B. die Familienhilfe oder spezielle soziale Einrichtungen (Diakonie, ProFamilia, Sozialpädagogische Zentren).

Und wie geht es für Karena jetzt weiter?

Karena kann für die Kinder nicht viel mehr tun.
Für sich selbst kann sie immer wieder für Auszeiten sorgen. Sie kann ihre Verantwortung für  die Kindererziehung loslassen und sich immer wieder auf die Position der erwachsenen Freundin zurückziehen. Sie kann von Heiko Paarzeiten einfordern und für die Kinder eine so gute Freundin sein, wie es ihr möglich ist.

Für alle Beteiligten gilt, holt euch professionelle Unterstützung, wenn die Patchworkfamilie aus dem Ruder läuft, ihr euch überfordert fühlt oder die Kinder extrem auffällig sind.

Es gibt Lösungen.


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Exfrau des Partners - Frieden