Ständiger Streit

Streit

Ständiger Streit ist wirklich schrecklich aber noch lange Grund für eine Trennung. 

Genauso wie ständige Harmonie nicht unbedingt ein Zeichen für eine gute Beziehung ist. Keine Beziehung ist immer harmonisch. Harmonie kann genauso wie ständiger Streit ein Zeichen für Stillstand sein. Meist ist es ein Waffenstillstand, denn normalerweise kämpfen wir. Wir sind es gewohnt zu kämpfen. Schon unsere Geburt konnte nur gelingen, weil wir uns durchgekämpft haben. Es ist also nur logisch, dass wir damit den Rest unseres Lebens weiter machen. Auch in unseren engsten Beziehungen kämpfen wir weiter, dort sogar ganz besonders heftig.

Der Unterschied zum Durchkämpfen bei unserer Geburt ist später jedoch, dass es nicht mehr ums Überleben geht! Stattdessen geht es darum, wie die Geschirrspülmaschine richtig eingeräumt wird oder wieviel Abstand wir zum vor uns fahrenden Auto einhalten müssen. Darum kämpfen wir dann genauso erbittert wie damals bei unserer Geburt, als ginge es um Leben oder Tod.

In dem gerade ganz frisch erschienenen Buch „Kämpfst du noch oder liebst du schon“ von Dee und Matthias Stolla geht es genau darum. Um das Kämpfen in Liebesbeziehungen. Voller Klugheit und mit viel Humor beschreiben sie unsere Kampfmittel und sie kennen auch die dazugehörigen Heilmittel:

  • Zuhören ersetzt Nörgeln und Jammern
  • Verzeihen ersetzt Grollen
  • Entschuldigen ersetzt Rechtfertigen
  • Mitteilen ersetzt Zurückziehen
  • Anerkennen ersetzt Beschuldigen
  • Hingabe ersetzt Recht haben

Das wunderbare an dem Buch sind allerdings die praktischen Übungen, die sie gleich mitliefern. Ich kann es nur empfehlen.

Der Hintergrund vor dem sich der Kampf abspielt ist das Dramadreieck nach Stephan B. Karpman M.D. In diesem Dreieck gibt es drei Positionen auf denen wir uns befinden können. Entweder sind wir als Angreifer, als Opfer oder als Retter unterwegs. Keine dieser Positionen ist übrigens besser oder schlechter. Alle drei sollen uns davor bewahren, die Verantwortung für unsere Gefühle oder unser Handeln zu übernehmen.

Als Retter, vernachlässige ich meine eigenen Bedürfnisse, um dem anderen zu helfen. Dahinter steckt aber doch ein Bedürfnis, nämlich das Bedürfnis gut zu sein und gebraucht zu werden, dafür brauche ich den anderen. Der andere muss hilfsbedürftig sein, sonst gibt es ja nichts zu retten.

Als Angreifer brauche ich den anderen genauso, denn ihn muss ich ja zurecht weisen oder bekämpfen. Natürlich bekämpfe ich im anderen das, was ich in mir selbst nicht sehen will.

Als Opfer habe ich ebenfalls keine Verantwortung, denn Schuld an meiner Position ist ja der andere, der sich so benimmt, dass ich darunter leiden muss. 

Wie schaffen wir es nun aus diesem Dreieck zu entkommen und echten Frieden statt nur Waffenstillstand herzustellen? Ich selbst bin ein Fan der Zwiegespräche nach Lukas Möller. Sie sind ganz einfach und wir brauchen dafür lediglich 90 Minuten in der Woche. Wenn wir diese 90 Minuten als Jour Fixe für die Liebe fest einplanen, dann helfen sie uns dabei, gemeinsam voran zu gehen und nicht gegeneinander zu kämpfen oder in Harmonie zu stagnieren.

Wie laufen Zwiegespräche ganz konkret ab?

Nehmt euch 90 Minuten Zeit. Handy, Fernseher oder Radio aus und sorgt dafür, dass ihr auch sonst möglichst nicht gestört werdet.

Entscheidet euch für ein Thema über das ihr sprechen möchtet. Es kann ein Konflikt sein, der euch schon länger begleitet. Es darf auch etwas so Banales wie das korrekte Einräumen der Spülmaschine sein;-) Es kann um eine Entscheidung gehen bei der ihr euch einfach nicht einigen könnt. Auch hier darf es banal sein, wie z.B. die Entscheidung, wohin der nächste Urlaub geht oder etwas Wesentliches, wie die Frage, ob einer von euch den ungeliebten Job kündigt oder, ob jetzt der richtige Zeitpunkt für ein (weiteres) Kind ist.

Einer von euch beginnt und redet 15 Minuten über das Thema. Ganz egal was euch in den Sinn kommt. Es ist alles erlaubt, er oder sie darf auch mal schweigen. Haltet auch das Schweigen aus und wartet einfach ab, denn irgendwann kommen die Worte schon von ganz allein wieder.

Der oder die Zuhörer tut das, was ein Zuhörer tut, nämlich zuhören. Aber hört so zu, als hätte der andere recht. Geht nicht davon aus, ihr wüsstet schon was der andere sagen wird. Vor allem ist es wichtig, dass ihr wirklich NUR zuhört, ohne dem anderen ins Wort zu fallen, auch ohne ihm recht zu geben. Seid einfach da, aufmerksam und offen aber komplett ohne einen Kommentar, auch Kopfschütteln oder Nicken ist ein Kommentar. Der andere darf sich frei entfalten in diesen 15 Minuten und der Zuhörer hört einfach zu und bleibt offen für alles was da kommt.

Der Sprecher redet über sich, nicht über den anderen! Das ist eigentlich die wichtigste Regel bei den Zwiegesprächen!

Nach exakt 15 Minuten ist der andere Partner dran, ebenfalls 15 Minuten über das Thema zu sprechen. Ihr stellt euch am besten einen Wecker. Dann im Wechsel wieder der erste und das macht ihr dreimal, so dass ihr am Ende 90 Minuten geredet habt. 

Das ist nicht einfach und am Anfang scheitern die Gespräche regelmäßig. Entweder enden sie im Schweigen oder die Konflikte werden erst so richtig sichtbar. Bleibt trotzdem dabei und wiederholt das „Meeting“ in der nächsten Woche. Wie gesagt, es ist euer wöchentlicher Jour Fixe für die Liebe. Dieses Meeting lohnt sich und ist in jedem Fall besser, als diese heiklen Themen unter den Teppich zu kehren, wo sie weiter vor sich hin gären oder zusammen im Dramadreieck zu versauern.

Diese Gespräche bringen lediglich den IST Zustand eurer Beziehung ans Licht, der sowieso da ist.

Und mehr Bewusstheit über den aktuellen Zustand einer Beziehung hat noch nie geschadet. Im Gegenteil, es kommt endlich wieder Lebendigkeit in euer Leben. Ihr habt nur dieses eine Leben, opfert es nicht auf dem Altar der Partnerschaft, nur um den Stillstand der Waffen aufrecht zu erhalten oder die Kampfmittel zu erproben.

Wenn es euch gar nicht gelingen will, diese Gespräche zu führen, empfehle ich euch meinen Emailkurs „Rette deine Beziehung“. Danach gelingen sie euch ganz bestimmt.

Rette deine Beziehung