Als Paar gibt es einige klassische Streitpunkte. Das gemeinsame Kinder erziehen gehört auf jeden Fall dazu.
Aus systemischer Sicht kommen hier zwei bisher komplett getrennte Systeme zusammen und sie bilden in unseren Kindern ein neues System. Jetzt kommt es als Paar darauf an, dass sich beide Eltern von ihren Herkunftsfamilien lösen und offen werden für das Neue. Dazu gilt es alte Vorstellungen über Bord zu werfen, gerade dann, wenn sie uns als unumstößlich richtig vorkommen. 7 Tipps wie ihr in die richtige Haltung kommt, damit Kinder erziehen gemeinsam gelingt.
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Eure Eltern
Unsere Eltern spielen eine sehr große Rolle, wenn es darum geht, wie wir selbst unsere Kinder erziehen wollen. Entweder sind sie unser großes Vorbild und wir freuen uns über ihre Hinweise oder – und das ist der häufigere Fall – wir finden es fast unerträglich, dass sie sich ständig einmischen.
Für unsere Eltern gilt das andersherum genauso. Sie finden es meist unerträglich, dass sie sich nicht einmischen dürfen. Wenn ihr als Paar aus dieser Falle raus wollt, dann bedankt euch bei euren Eltern und bittet sie darum, dass sie euch darin unterstützen, dass ihr euren eigenen Weg als Eltern gehen wollt. Wenn ihr diesen Dank und diese Bitte wirklich ehrlich spüren könnt, dann werden eure Eltern Verständnis haben. Kommt es weiterhin zu ständigem Bevormunden und Einmischen, dann liegt es daran, dass ihr selbst noch nicht die volle Verantwortung für die Erziehung eurer Kinder übernommen habt. Das gilt genauso für die Schwiegereltern.
Als Paar müsst ihr euch darüber im Klaren sein, dass ihr jetzt die Entscheidungen trefft und zwar gemeinsam, ohne die Eltern. Vielfach ist der Alltag nur zu meistern, weil unsere Eltern uns unterstützen und auf die Kinder aufpassen. Das ist wunderbar und gut für die Kinder, solange wir selbst klar die Verantwortung für die Erziehung unserer Kinder übernommen haben.
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Grenzen
Nichts wird so oft diskutiert – und zwar in jeder Generation wieder! – wie das Thema Kinder brauchen Grenzen. Wer sagt, dass sie diese Grenzen brauchen und was heißt das eigentlich? Heißt es, dass wir ihnen unsere Grenzen aufzwingen? Heißt es, dass wir ihnen beibringen die eigenen Grenzen zu achten und eventuell auch zu überwinden?
Wenn euch dieses Thema quält oder ihr ständig in Konflikte über die Grenzen eurer Kinder geratet, beginnt am besten über eure eigenen Grenzen nachzudenken. Kennt ihr eure Grenzen? Seid ihr geübt darin, eure Grenzen zu überwinden? Welche Grenzen sind wirklich echt und unüberwindbar? Als Erwachsene werden wir aufgefordert, über unsere Grenzen hinaus zu gehen, aber den Kindern setzen wir sie. Warum ist das so und macht das Sinn?
Natürlich geben Grenzen auch Sicherheit z.B. vor dem Straßenverkehr und Halt. Und wie Wasser erst im Glas trinkbar wird und ohne Grenzen (also ohne Glas) einfach wegfließt, sind auch die Kräfte in uns und unseren Kindern innerhalb gewisser Grenzen stärker und effektiver. Eine einfache Lösung von richtig und falsch gibt es nicht und es bleibt sicher als Thema für jede Generation neu erhalten.
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Unterstützung
Oft löst die Überforderung von Beruf und Kindern ständige Streiterei unter Paaren aus. Diesen Teufelskreis könnt ihr durchbrechen, indem ihr die innere Haltung von „ich will, dass der andere mir hilft“ in „gegenseitige, selbstverständliche Unterstützung“ ändert. Ein afrikanisches Sprichwort sagt „Es braucht ein ganzes Dorf um ein Kind groß zu ziehen“. In unserer Gesellschaft denken wir immer, wir müssten das als Paar oder gar alleinerziehend schaffen.
Fragt eure Partnerin oder euren Partner, was er oder sie wirklich braucht und dann setzt zusammen alles dran, es zu erfüllen. ACHTUNG an alle Frauen, es geht nicht darum, jetzt auch noch für den Mann alles zu tun. Es geht darum, zu zu hören, was er wirklich braucht, denn meistens ist es nicht das, was ihr denkt, das er braucht. Tauscht euch darüber aus, was eure wichtigen Werte sind, wie ihr euer Leben gestalten wollt. Klärt z.B. die Fragen, wie wichtig euch gemeinsames Essen mit der Familie ist oder wie wichtig euch gemeinsame Ausflüge sind. Es gilt übrigens immer, der- oder diejenige mit dem geringeren Verlangen nach etwas, bestimmt darüber ob und wie oft es stattfindet. Das gilt für die Familienausflüge genauso wie für den Sex. Wer weniger Lust und Verlangen nach etwas hat, hat die Kontrolle darüber. Ob er oder sie diese Kontrolle nun will oder nicht.
Häufig ist es leider so, dass wir selbst gar nicht so genau wissen, was wir wirklich brauchen und wollen. Dann lohnt es sich, Zeit zu zweit zu verbringen, um diese lebenswichtigen Dinge gemeinsam zu klären.
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Zeit zu zweit
Ich weiß, Zeit ist knapp! Und dennoch ist die Basis für euer Elternsein die Paarbeziehung. Nehmt euch Zeit zu zweit. Die Gefahr, dass ihr sonst eure Kinder unbewusst als Partnerersatz missbraucht wird häufig unterschätzt. Kinder stürzen sich in jede Lücke, die im Familiensystem entsteht. Und wenn ihr nicht als Paar nebeneinander steht, ist neben euch ein Platz frei und der ist einfach verlockend für unsere lieben Kleinen. Die Kinder lieben es, wenn Mama und Papa sich gegenseitig in die Augen gucken. Auch, weil sie dann selbst endlich aus dem Fokus sind.
Miteinander Essen gehen oder zu verreisen ist die beste Investition in das gemeinsame Kinder erziehen. So verliert ihr euch nicht gegenseitig aus den Augen, denn das passiert in einem turbulenten Familienalltag nur allzu leicht. Wieder zueinander zu finden ist dann ungleich schwerer.
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Zukunftspläne
Was macht ihr mit der Zeit zu zweit? Außer Sex wäre ein mögliches Thema, Zukunftspläne zu schmieden. Wir haben so viele Möglichkeiten und wir nutzen so wenige davon. Sich als Paar immer wieder in eine gemeinsame Zukunft zu träumen, schweißt zusammen und hilft uns über so manche Kleinigkeit im Alltagsstress hinweg. Und gerade, wenn die aktuelle Situation Angst macht, weil zu wenig Geld da ist oder Krankheiten im Vordergrund stehen, hilft ein positives Zukunftsbild, ungeahnte Kräfte zu mobilisieren.
Wenn ihr Wünsche habt, die euer Partner nicht teilt, ist das kein Drama und schon gar kein Grund für eine Trennung. Stattdessen versucht entweder, den anderen doch noch zu überzeugen oder bittet ihn oder sie euch zu unterstützen, dass ihr euch diese Wünsche erfüllen könnt. Wenn euer Partner erst sieht wie wichtig euch etwas ist, wird er oder sie das gerne tun. Schwierig sind nur die Wünsche, die gegen die Partnerschaft gehen, dann ist es nachvollziehbar, dass der oder die andere sich dagegen wehrt. Seid ehrlich zu euch selbst, wollt ihr die Beziehung noch und auf bestimmte Wünsche verzichten oder wollt ihr eigentlich alleine weiter gehen?
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Verzicht und Gerechtigkeit
Wenn wir gemeinsam unsere Kinder erziehen wollen, müssen wir uns dem Thema „Verzicht“ stellen. Denn vieles, was vorher ausreichend oder sogar in Überfülle vorhanden war, wird plötzlich zur Mangelware. Es geht hier um ganz elementare Dinge wie genug Schlaf und unsere berufliche Karriere aber auch um unser alltägliches Erleben, wie in Ruhe zu duschen oder einen Gedanken zu Ende denken.
Natürlich folgt dann sofort der Ruf nach gerechter Verteilung der noch vorhandenen Ressourcen! Wer verzichtet auf den Schlaf, die Karriere, die ruhige Dusche und die eigenen Gedanken? Schaffen wir es als Paar gemeinsam den Ausgleich für den Verzicht zu realisieren? Oder brauchen wir Hilfe von anderen? Eine Putzhilfe kann z.B. manchmal die bessere Paartherapie sein 😉 Wenn es uns gelingt, gemeinsam ein Bewusstsein für Verzicht und Gerechtigkeit zu schaffen, dann sind wir stark als Eltern und die Freude über die Kinder tritt in den Vordergrund.
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Entscheidungen
Oft sind es die ständigen Entscheidungen, die den Alltag mit kleinen Kindern schwer machen. Es beginnt jeden Morgen mit der Entscheidung, was ziehe ich an. Überfordert eure Kinder nicht damit, dass ihr sie zu viele Entscheidungen treffen lasst. Wer z.B. selbst ein Unternehmen führt, weiß was es heißt, ständig Entscheidungen treffen zu müssen. Es ist anstrengend und will gelernt sein.
Ihr könnt euren Kindern helfen indem ihr sie z.B. zwischen den gelben und roten Socken entscheiden lasst und nicht darüber, ob sie überhaupt Socken anziehen wollen. Es gibt in uns nämlich einen „Entscheidungsmuskel“, der überlastet werden kann und dann entscheidungsmüde wird. Wenn Kinder zu viel entscheiden dürfen, sind sie damit überfordert und irgendwann frustriert. Denn so wie wir von einem Neugeborenen nicht verlangen, dass es läuft, ist es notwendig, dass wir sie auch nicht zu früh mit dem Treffen von Entscheidungen überfordern.
Natürlich geht es nicht darum, über Kinder zu herrschen und immer zu wissen was richtig ist. Aber ihr seid die Großen, ihr seid ihr Halt und ihr Vorbild und zwar BEIDE. Achtet darauf, dass ihr euren Partner oder eure Partnerin als ebenbürtig wahrnehmt und nicht auch noch ihn oder sie erziehen wollt.
Sonst seid ihr schnell frustriert und verpasst das schöne Leben mit kleinen Kindern.