Wir sind alle finanziell abhängig
Natürlich sind in einer langjährigen Beziehung beide Partner finanziell voneinander abhängig! Es ist doch selbstverständlich, dass Paare ihr Leben gemeinsam finanzieren. Wenn die Beziehung lebendig und gut ist, ist das auch kein Problem. Aber oft ist diese Abhängigkeit auch eine Art Klebstoff, der die Beziehung über die Jahre bringt und einen oder sogar beide Partner trotz massiver Unzufriedenheit in der Partnerschaft hält.
Irgendwann kommen sie dann zu mir in die Beratung. Es sind vor allem Frauen, die sich gerne trennen möchten, aber finanziell eigentlich keine Möglichkeit sehen zu gehen. Die Gedanken dazu drehen sich im Kreis und immer wieder landen sie in der Ausweglosigkeit. Sie fühlen sich gefangen im eigenen Leben.
Ist die Trennung noch zu verhindern?
Vor allem, wenn es gemeinsame Kinder gibt, machen wir uns trotzdem zunächst auf die Suche, ob die Beziehung noch zu retten ist. Für manche reicht schon mein Emailkurs „Rette deine Beziehung“ und sie lernen einander erneut zu lieben. Manchmal braucht es dann aber doch noch eine Beratung und wir gucken uns das Thema Geld und Abhängigkeit ganz genau an. Natürlich geht es dabei sehr viel darum wirklich Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. Dabei ist es zunächst nicht unbedingt die finanzielle Verantwortung, sondern erst einmal die Verantwortung für die eigenen Gefühle und sich selbst.
Oft gibt es einen Moment, der das Ende der Liebe markiert aber viel häufiger ist das schleichende Erlahmen der Gefühle der Grund. Der Alltag erstickt die Gefühle, es wird einfach weiter gemacht, weil das ja so sein muss. Und meistens ist da etwas, dass wir vor dem Partner verschweigen, ein Bedürfnis, ein Gefühl, eine gefühlte Schuld. Wenn wir das gefunden haben, kann es ganz anders weiter gehen.
Auszeit statt Trennung
Als Erste Hilfe Maßnahme ist dann die Auszeit innerhalb der Beziehung der nächste Schritt. Das ist definitiv KEINE Trennung, sondern eine Klärungshilfe. Deshalb ist es auch wichtig, gemeinsam zu besprechen, wozu diese Auszeit führen soll. Sie ist keine Auszeit sondern eine Trennung, wenn ein Partner sie nutzt um sich endlich eine Außenbeziehung einzugehen. Es geht darum, sich selbst und die eigenen Bedürfnisse ernst zu nehmen, ohne den anderen zu verletzen oder gar zu verurteilen. Das Ergebnis ist absolut offen.
Hierbei gibt es ein paar wesentliche Regeln zu beachten
- wenn Kinder da sind haben beide Partner weiterhin Kontakt zu ihnen und auch selbstverständlich auch weiterhin die Verantwortung, gut für sie zu sorgen
- die Dauer der Auszeit sollte mindestens 6 Wochen sein und höchstens 6 Monate dauern
- die räumliche Trennung ist ein MUSS. Natürlich bleibt der Partner, der sich hauptsächlich um die Kinder kümmert, mit ihnen in der vertrauten Umgebung. Es kann auch eine räumliche Trennung in der gemeinsamen Wohnung sein, wenn sie groß genug ist. Oft reicht das jedoch nicht.
- beide verpflichten sich dazu, alles zu tun, um wirklich Klarheit über die eigenen Wünsche an die Beziehung und das eigenen Leben zu finden.
- der Kontakt beschränkt sich in dieser Zeit auf ein bis zwei Treffen in der Woche an einem neutralen Ort. Diese Treffen dienen dazu, dass zur Sprache zu bringen, was wirklich da ist. Natürlich kommt es dann auch zum Streit, aber das ist besser und lebendiger als zu schweigen oder weg zu laufen
- Geburtstage oder andere besondere Ereignisse innerhalb dieser Auszeit sollten vorher besprochen werden
- finanziell sollte geklärt sein, wie diese Auszeit realisierbar ist
Manchmal möchte nur ein Partner diese Auszeit, der andere hält sie schon für eine Trennung und fühlt sich verletzt. Das ist für beide die erste Chance, die eigenen Bedürfnisse wichtig zu nehmen und zu lernen sie auszudrücken. Wenn die Auszeit gelingt und beide sich danach wieder füreinander entscheiden, ist es eine neue Beziehung und auch die finanzielle Situation verändert sich positiv, weil beide darüber mehr Klarheit gewonnen haben. Ein finanzielles Desaster für einen oder sogar beide Partner wird rechtzeitig erkannt und es zeigen sich Möglichkeiten dagegen zu steuern.
Es kommt doch zur Trennung trotz finanzieller Abhängigkeit
Wenn es nach der Auszeit doch zu einer Trennung kommt, ist das finanzielle Desaster für alle Beteiligten meistens nicht ganz so verheerend als ohne diese Auszeit, denn beide haben im besten Fall gelernt miteinander zu reden. Sie sparen sich extreme Anwaltskosten, die viel besser für andere Zwecke genutzt werden könnten.
Wer bisher kein eigenes oder nur sehr geringes Einkommen hatte, erlebt wirkliche nacheheliche Solidarität, die zwar laut Gesetz vorgeschrieben ist aber selten gelebt wird. Es wird niemanden wundern, dass es in den meisten Fällen die Frau ist, die in der Ehe kein Gehalt oder ein geringeres erzielt hat. Und es wird auch niemanden wundern, dass der finanzielle Standard nach einer Trennung für beide sinkt! Dahinter steckt eben auch die immer noch nicht bezahlte Arbeit einer Hausfrau und Mutter und das, obwohl genau diese Arbeit SEHR teuer ist, wenn sie extern geleistet wird. Und zwar auch für den Staat. Aber ich möchte gar nicht die Debatte eröffnen, wer leidet finanziell mehr unter einer Trennung oder sollte sich die Familie mehr zu Hause um die Kinder kümmern. Dafür ist das Thema zu politisch und am Ende auch viel zu individuell.
Es ist zwar eigentlich niemand mehr wirklich gezwungen, nur aus finanziellen Gründen in einer Beziehung zu bleiben, aber eine Trennung ist teuer. Sie kostet neben der gemeinsamen Zukunft eben auch viel Geld. Also sprecht so offen wie möglich über das Thema Geld! Am besten dann, wenn ihr gerade mal wieder ganz besonders ineinander verliebt seid oder wenn sich gravierende Änderungen an eurem Einkommen ergeben, z.B. bei der Geburt eines Kindes, Arbeitslosigkeit und sogar auch dann, wenn ihr plötzlich eine größere Geldmenge zur Verfügung habt, z.B. bei einer Erbschaft.
Oder guckt euch gemeinsam den finanzielle Fülle Kongress von Nils Sporleder an, denn dort könnt ihr gibt wirklich tolle Einblicke in das Thema Geld gewinnen.