… geht die Party richtig los.
Es beginnt definitiv eine neue Beziehung innerhalb einer langjährigen Beziehung, sobald die Kinder aus dem Haus sind. Da ist plötzlich viel Zeit füreinander, die jahrelang gefehlt hat. Jetzt wird es noch einmal richtig spannend für ein Paar.
Logischerweise ist das auch die Situation, die zu vielen Trennungen führt. Gerade die moderne Gesellschaft verlangt von uns, dass wir unser Potential leben, noch einmal alles ausschöpfen was geht und keinesfalls unerfüllte Träume mit ins Grab nehmen. Um all das jedoch gemeinsam zu tun, gilt es sich neu aufeinander zu beziehen.
Allein oder gemeinsam?
Das ist die erste und grundsätzliche Frage. Wollen wir gemeinsam den Rest unseres Lebens mit diesem vertrauten Menschen verbringen oder liebäugeln wir vielleicht schon heimlich mit dem Singledasein? Suchen wir nach einem Grund, der uns erlaubt, endlich zu gehen?
Ihr habt eine sehr wichtige Aufgabe gemeinsam gemeistert. Die Kinder sind groß und gehen in ihr eigenes Leben. Selbstverständlich bleibt ihr als Eltern verbunden, aber als Paar bedeutet dieser Moment, dass etwas komplett Neues beginnt.
Jetzt ist es an der Zeit, sich neu füreinander zu entscheiden oder eben auch nicht. Das wäre schon mal ein Grund, jetzt wirklich eine Party zu feiern. In manchen alten Kulturen entschieden sich Paare alle 5 Jahre ganz bewusst, ob sie noch zusammen bleiben wollen.
Reden oder Schweigen?
Oft fallen mir in Restaurants Paare auf, die schweigend am Tisch sitzen. Entweder gucken beide in ihre Handys oder sie löffeln stumm vor sich hin. Der Grund, der Paare dann entweder zur Beratung oder zum Therapeuten bringt, ist „wir haben uns nichts mehr zu sagen“.
Das stimmt allerdings in den seltensten Fällen. Der wahre Grund warum Paare sich anschweigen ist oft nicht, dass sie sich nichts mehr zu sagen haben, sondern, dass sie nicht hören wollen, was der oder die andere zu sagen hat. Sie haben sich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner verständigt, bei dem es harmonisch bleibt. Wenn wieder Gesprächsstoff auf den Tisch soll, dann braucht es Mut, das auszusprechen, was wirklich da ist. Und es braucht Mut zuzuhören, was der andere zu sagen hat.
Manchmal ist es anfangs besser, sich dabei professionell begleiten zu lassen. Es ist nicht davon auszugehen, dass der oder die andere uns nur Böses will. Einigen sich beide darauf, dass beide eine glückliche und lebendige Beziehung wollen, dann kann es gehen. Aber Achtung, Männer sind sehr empfindlich und emotional. Sie werden schnell von ihren Gefühlen überflutet und sie müssen sich dann schützen in dem sie weglaufen oder einfach schweigen. Also haben die Männer es mit dem Reden und auch mit Therapeuten einfach schwerer. Hier ist ein Appell an die Frauen, muss wirklich alles gesagt werden?
Zukunft oder Vergangenheit?
Und dann geht die Party los. Es geht darum zu klären, mit wem wollen wir gemeinsam den Lebensabend verbringen? Zu zweit oder vielleicht sogar (wieder) in einer WG? Also um in dem Partybild zu bleiben, wen wollen wir einladen?
Was wollen wir machen mit den letzten Jahren? Vielleicht geht es darum gemeinsam zu reisen oder ein ganz neues Projekt auf die Beine zu stellen. Ein wunderbares Beispiel hierfür sind Claudia und David. Nachdem sie 9 Kinder groß gezogen haben (natürlich Patchwork), stellen sie jetzt ihren eigenen Kongress auf die Beine! Realise yourself und das mit einer Freude, wie wir sie eigentlich nur von Teenagern kennen. Hier könnt ihr euch anmelden. Ich selbst bin schon selbst sehr gespannt und freue mich auf ihre Interviews.
Wenn der Blick in die Zukunft allerdings sehr schwer oder gar unmöglich ist, dann muss der Blick in die Vergangenheit riskiert werden. Vielleicht tauchen Verstrickungen mit dem Herkunftssystem auf, die noch gelöst werden müssen? Auch dafür kann diese Zeit, wenn die Kinder aus dem Haus sind, gerade genau die richtige Zeit sein. Meine eigene Erfahrung hat gezeigt, dass es manchmal erst möglich ist, auf die Familiengeschichte zu schauen, wenn die Eltern schon gegangen sind.
Verbunden oder frei
Ich bin sicher, es geht beides! Wenn wir uns innerhalb einer Beziehung entfalten können, dann sind wir frei für unser eigenes Leben. Und auch wenn diese Verbundenheit einen Verzicht bedeutet, der darin liegt, das wir manche Kompromisse eingehen, bedeutet dieser Verzicht am Ende einen wundervollen Gewinn. Aber romantisch ist das nicht.