Heute habe ich mein Interview als Expertin auf dem Onlinekongress „MamaHeldin der neuen Zeit“ von Danijela Otovic gegeben.
Ein starker Titel. Er fordert uns Frauen heraus, denn welche Frau sieht sich schon als Heldin? Und ganz besonders empfindet kaum eine Frau allein das Muttersein als heldenhaft. Es ist ja auch ein ganz normaler Vorgang, den schon Millionen Frauen vor ihr „geschafft“ haben und Millionen Frauen nach ihr wahrscheinlich auch wieder schaffen werden. Eigentlich nichts Besonderes also.
Und dennoch gibt es kaum etwas Existentielleres, als den Moment, in dem eine Frau zur Mutter wird. Diese Situation fordert heraus und sie verändert das ganze bisherige Leben, hauptsächlich, wenn das erste Kind kommt. Denn das erste Kind macht eine Frau natürlich erst zur Mutter. Vorher ist sie eine Frau, Partnerin oder Ehefrau. Diese neue Situation verändert auch die Partnerschaft in ganz besonderer Weise. Jetzt kommt es darauf an, dass sowohl die Frau als auch der Mann in die neue Rolle hinein wachsen. Wie kann es einer Frau gelingen, sich als Mutter wie eine Heldin zu fühlen?
Hier sind 10 Tipps, die sie zumindest schon mal in die Nähe zur „MamaHeldin“ bringen:
- Mutter werden ist eine Heldenreise
Laut Christopher Vogler (US Amerikanischer Drehbuchautor und Publzist) besteht der Zypklus der Heldenreise aus folgenden Schritten – ich habe hier aus gegebenem Anlass mal die weibliche Form des Helden, also die Heldin gewählt. Ansonsten zitiere ich den Wikipediaeintrag von Christopher Vogler’s Heldenreise. Seine Heldenreise entwarf er als Anleitung für Drehbuchautoren und sie fand vor allem in Hollywood viel Beachtung.
- Ausgangspunkt ist die gewohnte, langweilige oder unzureichende Welt der Heldin.
- Die Heldin wird von einem Herold zum Abenteuer gerufen. (Anmerkung der Autorin „Das ist der Teil wo der Partner und Herold ins Spiel kommt!“
- Diesem Ruf verweigert sie sich zunächst. (Anmerkung der Autorin „auch wenn unsere Heldin immer schon Kinder wollte, wenn es dann tatsächlich so weit ist, tauchen auch Zweifel auf“)
- Ein Mentor überredet sie daraufhin, die Reise anzutreten, und das Abenteuer beginnt.
- Die Heldin überschreitet die erste Schwelle, nach der es kein Zurück mehr gibt. (Anmerkung der Autorin „Sie wird schwanger“)
- Die Heldin wird vor erste Bewährungsproben gestellt und trifft dabei auf Verbündete und Feinde. (Anmerkung der Autorin „Freundinnen, Hebammen, Ärzte, Morgenerbrechen, die eigenen Ängste“)
- Nun dringt sie bis zur tiefsten Höhle, zum gefährlichsten Punkt, vor und trifft dabei auf den Gegner. (Anmerkung der Autorin „die Geburt beginnt“)
- Hier findet die entscheidende Prüfung statt: Konfrontation und Überwindung des Gegners. (Anmerkung der Autorin „oft müssen jetzt Hindernisse in Form von Krankenhäusern und moderner Medizin überwunden werden, bis die Heldin an ihre eigenen Kräfte glaubt und sie einsetzt, denn ohne diese wird kaum ein Kind geboren“)
- Die Heldin kann nun den „Schatz“ oder „das Elixier“ an sich nehmen.
- Sie tritt den Rückweg an, während dessen es zu ihrer Auferstehung aus der Todesnähe kommt. (Anmerkung der Autorin „bei jeder Geburt geht es um Leben oder Tod“)
- Der Feind ist besiegt, „das Elixier“ befindet sich in der Hand der Heldin. Sie ist durch das Abenteuer zu einer neuen Persönlichkeit gereift.
- Das Ende der Reise: Die Rückkehrerin wird zu Hause mit Anerkennung belohnt.
2. Die Ankunft des Kindes feiern
Es geht darum, die Geburt des Kindes zu feiern aber auch die Geburt einer neuen Persönlichkeit zu feiern. Mit dem Kind wurde eine neue Heldin geboren, die MamaHeldin! Es erfordert viel Mut und Selbstbewusstsein, das genau so zu sehen. Natürlich werden hier auch Väter geboren, für sie schreibe ich vielleicht einmal einen anderen Blogartikel ;-), hier geht es erstmal um die Mütter.
3. Heldenhafte Gefühle
Unglaublich tief und aufwühlend sind die Gefühle, wenn ein Kind zur Welt kommt. Sie lassen sich kaum beschreiben und in Begleitung eines einzigartigen Hormoncocktails bringen sie jede Mutter in einen bisher völlig unbekannten Gemütszustand. Stundenlanges Angucken des Babys, ohne dass es langweilig wird, weinen bei der Mon Cherie Werbung im Radio und verzweifelte Angst, dass diesem neuen Wesen etwas passieren könnte, sind Zustände durch die sie schon vor dem Frühstück gegangen ist. Das ist natürlich für eine Heldin kein Problem. Ein Problem ist es, wenn die Heldin auf ihre inneren Widersacher hört, die gerne möchten, dass sie weiterhin cool bleibt und alles so wie früher schaffen und erledigen kann. Diese inneren Feinde gilt es zu besiegen.
4. Unterstützung holen
Selbstverständlich braucht jede Heldin auch Unterstützung. Natürlicherweise ist es der Partner, der sich jetzt ganz als Unterstützer zur Verfügung stellt. Und das ist auch gut so. Selbstverständlich weiß eine echte Heldin, wie sie sich ihrem Unterstützer gegenüber zu verhalten hat, denn ohne ihn ginge gar nichts! Und das muss ihr klar sein. Sollte der Partner es aus irgendeinem Grund nicht schaffen, muss sie sich – möglichst gemeinsam mit ihm – andere Personen suchen, die sie unterstützen können. Ein afrikanisches Sprichwort sagt, „Es braucht ein ganzes Dorf um ein Kind groß zu ziehen“. Du kannst es nicht allein schaffen.
5. Kinder als Lehrer sehen
Eine echte Heldenreise beinhaltet immer die Begegnung mit einem Lehrer oder einer Lehrerin. Als MamaHeldin ist es das eigene Kind, das uns lehrt eine Heldin zu werden. Wir müssen unsere Konzepte loslassen und uns von überholten Rollen befreien. Dann können wir auch wahrnehmen, was uns unsere Kinder lehren wollen. Jedes Kind hat eine eigene Botschaft für seine Eltern mitgebracht. manchmal dauert es ein bisschen, bis wir sie entschlüsselt haben. Allerdings war das auch schon beim Orakel von Delphi so.
6. Vorbilder suchen
Es ist wirklich nicht einfach zu einer MamaHeldin zu werden, denn es gibt hierfür nur sehr wenig Vorbilder. Das Mutterbild der liebevollen, nährenden und fürsorglich lächelnden Frau sitzt in uns allen, aber kaum eine Frau kann und will diesem Bild entsprechen. Wir brauchen neue, heldenhaftere Vorbilder. Mir fällt hier spontan Lara Horlacher, die ihre Tochter allein mit der Unterstützung ihres Mannes und einer Freundin im Meer geboren hat. Das ist eine wahre MamaHeldin, hier kannst du ihre berührende Geschichte nachlesen.
Auch inspirierend ist Morgan Brechler, die mit ihrer Tochter durch die Wildnis wandert, schon seit diese ein paar Monate alt ist. Hier geht es zu einem Interview mit ihr aus der Brigitte.
7. Authentisch sein
Ist eine Heldin immer authentisch? Wahrscheinlich schon. Wie schwer das ist, wissen wir aber ganz genau, sobald wir Kinder haben, denn diese fordern alles von uns. Und trotzdem macht es Sinn sich immer wieder zu bemühen, so authentisch wie möglich zu sein. Kinder sehen in uns zunächst IMMER die Heldin, sie haben gar keine andere Wahl. Und deshalb haben wir die Pflicht so lange so zu tun, als seien wir eine Heldin, bis wir eine sind. (Ja, ich gebe zu, hier habe ich ein Zitat aus dem Buddhismus etwas umgewandelt „Tue so lange so als wärst du ein Buddha, bis du einer bist“).
8. Schuldgefühle überwinden
Schuldgefühle, dem Kind nicht gerecht zu werden, Fehler zu machen und nicht perfekt zu sein gehören sehr häufig zu diesem Prozess, eine „MamaHeldin“ zu werden. Sie sind dafür da, uns aufmerksam zu machen, dass etwas noch nicht stimmt. Bei Schuldgefühlen hilft nur das genaue Hingucken! Was ist es denn, was wir falsch gemacht haben? Lässt es sich ändern, dann ändere es und mach es richtig. Lässt es sich nicht mehr ändern, dann akzeptiere die Situation so wie sie ist und mache das Beste draus! Sonst rauben uns die Schuldgefühle alle Kräfte, sie helfen definitiv nur, wenn wir sie als Wegweiser nutzen, die uns den Weg dahin zeigen, wo es noch etwas zu tun gibt. Und wenn es alleine nicht geht, dann gilt es, so heldenhaft zu sein und sich Hilfe zu holen.
9. Eigene Bedürfnisse erfüllen
Jeder Mensch hat etwas, das ihn antreibt und das durch ihn verwirklicht werden will. Das können nicht die eigenen Kinder sein und das kann auch nicht der Mann für die Frau tun. Eine Heldin übernimmt die Verantwortung für ihre eigenen Bedürfnisse und sie tut ihr Bestes, sich um die Erfüllung ihrer Bedürfnisse zu kümmern. Es kann sein, dass die Heldin das erst lernen muss, aber es ist möglich.
10. Der Gewinn
Wir wissen alle wie die Heldenreise endet, der Held kommt von seinem bestandenen Abenteuer – also von der Heldenreise – zurück und dann findet er seine Partnerin oder sinkt in ihre Arme. Darum geht es also eigentlich bei einer Heldenreise, bereit zu sein für echte Partnerschaft. Das gilt genauso für die Frau. Wenn sie ihre Heldenreise wirklich konsequent und mutig bis zum Ende geht, wird sie mit einem Helden belohnt!. Ja, ich meine den Typen neben dir – Macken und Streitereien natürlich inklusive.
Und jetzt nicht vergessen, euch anzumelden zum MamaHeldin Kongress. Er beginnt am 11.07. und mein Interview ist gleich am ersten Tag. Und dann folgen bis zum 20.07. weitere tolle Frauen. Viel Spaß dabei.