Immer wieder kommen Paare zu mir, die sich auf einen Neustart mit dem Expartner eingelassen haben und plötzlich tauchen Zweifel auf, ob das der richtige Schritt war. Manchmal liegen Jahre der Trennung zwischen dem ersten und dem zweiten Versuch. Die Distanz der letzten Jahre hat ihre Verbindung nicht zerstört, sondern oft wurde ihnen erst durch die Trennung klar, was sie aneinander hatten. Das wollen sie jetzt wieder haben, aber am liebsten ohne all das, was damals zur Trennung geführt hat.
Laut Statistik ist die Entscheidung „zurück zum Ex Partner“ sogar eine gute Entscheidung, denn 70 % dieser sogenannten Bumerangbeziehungen bleiben im zweiten Anlauf stabil. Es stimmt also, dass „alte Liebe nicht rostet“, aber wie können die beiden auf dieser „alten Liebe“ eine gute Beziehung aufbauen?
Zurück zum Ex – kann das gelingen?
„Bei unserer Trennung damals habe ich gedacht, dass alles viel zu eingefahren und gleichförmig zwischen uns ist. Ehrlich gesagt haben mich auch die Interessen von Franz gelangweilt… aber meine Haltung dazu hat sich in der Zwischenzeit geändert. Mein Partner ist ja nicht mein Entertainer. Wir unternehmen heute auch mal etwas ohne den anderen, das wäre früher nicht gegangen. Es wäre mir falsch vorgekommen“, sagt Claudia (deren Namen natürlich so wie alle anderen Namen in diesem Artikel geändert ist). Sie und ihr Partner Franz sind in meine Beratung gekommen, weil sie Angst haben, dass die alten Verletzungen dem Neustart im Weg stehen. (Natürlich ist auch die Geschichte verändert und aus einzelnen Geschichte zusammen gesetzt, sie hätte aber genauso gewesen sein können)
Ich freue mich immer über diese Paare, denn auch mein Mann und ich haben nach drei Jahren Trennung einen Neustart gewagt. Heute (auf den Tag genau) sind wir seit 16 Jahren überwiegend glücklich verheiratet. Deshalb weiß ich aus eigener Erfahrung, wie schön, herausfordernd und ganz besonders der zweite Versuch ist.
Zurück zum Ex – vermisst
„Die erste Zeit nach der Trennung war für mich eine Katastrophe und das, obwohl ich diejenige war, die die Trennung wollte“ sagt Claudia. Ihr wurde klar, dass sie sich von Franz getrennt hatte, weil sie hoffte, er würde dann endlich um sie kämpfen und ihr das Gefühl geben, dass er sie wirklich liebt.
Franz hingegen war fassungslos über die Trennung. Claudia hatte ihn extrem verletzt und er kam selbstverständlich nicht auf den Gedanken, um sie zu kämpfen. Überhaupt hielt er nicht viel davon, um eine Frau zu kämpfen. Entweder sie wollte ihn, dann war er bereit alles für sie zu tun, oder sie wollte ihn nicht, dann würde er sich zurückziehen, egal wie schmerzhaft das für ihn selbst sein würde.
In der Folge gingen sowohl Franz als auch Claudia neue Beziehungen ein, aber keine hielt besonders lang, den sie konnten dem Vergleich mit der früheren Beziehung nicht standhalten.
Die Sehnsucht nacheinander war groß und sie vermissten sich, aber das gestanden sie sich nicht ein. Stattdessen versuchten sie die Trennung zu überwinden um endlich zu verstehen, warum es nicht geklappt hatte und warum die Sehnsucht immer noch da war.
Zurück zum Ex – Ursachen
„Irgendwann wurde mir klar, was ich für einen großen Fehler gemacht habe. Über Freunde wusste ich immer ganz genau, wie es Franz gerade ging. Kontakt hatten wir in der Trennungszeit aber nicht“ sagt Claudia.
Jeder kennt dieses Nachfragen bei Freunden, was der Ex-Partner gerade macht, wie es ihm geht und vor allem, ob er oder sie jemand neuen hat. Und auch wenn wir so tun also ob, ganz egal ist es uns selten.
Oft erzählen uns die Freunde ungefragt davon oder wir erfahren zufällig, dass Nachwuchs unterwegs ist. Das kann manchmal überraschend schmerzhaft sein. Wenn Claudia erfuhr, dass Franz mal wieder eine neue Freundin hat, ging es ihr danach oft tagelang schlecht.
Franz hingegen wollte nichts mehr von Claudia wissen, er war sauer auf sie und vermied sogar den Kontakt zu gemeinsamen Freunden. Er zog sich immer mehr zurück. Neue Beziehungen waren meist nicht von Dauer. Franz blieb durch den Schmerz immer misstrauisch gegenüber Frauen und beendete die Beziehungen, bevor er verletzbar wurde. Irgendwann entschied er sich für eine Therapie. Er wollte endlich lernen, sich gegen Beziehungsverletzungen zu schützen und er wollte verstehen, warum sich Claudia von ihm getrennt hatte, obwohl in seinen Augen alles gut war und sie in seiner Vorstellung immer noch die ideale Partnerin für ihn war.
Die Gründe für eine Trennung sind individuell und immer tragen beide einen Teil der Verantwortung dafür, dass es nicht klappt.
Manche Paare kommen sehr jung zusammen und sie denken dann, ‚das kann es doch noch nicht gewesen sein’. Andere trennen sich, sobald es anstrengend wird und die Phase der Verliebtheit vorbei ist. Sie glauben an die romantische Liebe, sind nicht bereit Frustration auszuhalten oder die eigenen Bedürfnisse deutlich zu machen. Natürlich nehmen wir diese beziehungsfeindlichen Verhaltensweisen mit in die nächste Beziehung.
Andererseits gibt es auch Menschen, die einfach nicht kompatibel sind, dann ist die Trennung eine Erleichterung und beide wissen etwas genauer, welche Kompromisse sie keinesfalls machen wollen.
Es kann aber auch sein, dass erst nach der Trennung klar wird, dass sie den anderen immer noch lieben und vermissen.
Zurück zum Ex – Irrtum?
„Hätte ich mich damals nicht getrennt, hätten wir es heute leichter“ sagt Claudia in der Beratung. Sie denkt, die Trennung war ein Irrtum. Franz hingegen sieht das alles viel pragmatischer.
Er ist mittlerweile sogar froh über die Trennung und vor allem über die Zeit ohne eine Partnerin, in der er gelernt hat, allein zu leben und gut für sich selbst zu sorgen. Die Therapie hat ihm damals auch viel Klarheit gebracht und er ist sicher, dass er ohne die Trennung niemals diesen Weg gegangen wäre.
Claudia hadert mit sich selbst und der Entscheidung von damals. Sie kann sich dieses manipulative Verhalten, mit dem sie hauptsächlich sich selbst geschadet hat, nicht verzeihen. Immer wenn sie Paare sieht, die schon so lange zusammen sind, wie sie es ohne die Trennung wären, wird sie traurig. Sie kann an der Zeit ohne Franz nichts Gutes für sich entdecken. Ihre Beziehungsversuche mit anderen Männern scheiterten an der Sehnsucht nach Franz und den Selbstvorwürfen. Auch jetzt gibt sie sich die Schuld, dass sie es auch beim zweiten Versuch zu Schwierigkeiten zwischen ihnen kommt.
Vorwürfe spielen eine große Rolle in Beziehungen und oft geht es bei einem Neubeginn um das Thema Verzeihen, entweder sich selbst oder dem anderen.
Zurück zum Ex – Verzeihen
„Ich habe keine Ahnung, wie ich mir selbst verzeihen kann“ sagt Claudia. Sie kann ihr Fehlverhalten nicht loslassen, obwohl sie jetzt seit einem halben Jahr wieder mit Franz zusammen ist, glaubt sie nicht an eine gute gemeinsame Zukunft. Franz hingegen hat keine Angst vor einer erneuten Trennung. Er weiß mittlerweile, dass er auch ohne Claudia leben könnte, aber er sagt deutlich, dass er lieber mit ihr zusammen bleiben möchte.
Im Laufe der Beratung stellt sich heraus, dass Claudia gar nicht sich selbst verzeihen möchte. Eigentlich kann sie Franz nicht verzeihen, dass er nicht um sie gekämpft hat, sondern einfach sein Leben als Single genossen hat. Sie wünscht sich, dass Franz ohne sie unglücklich war. Es ist die gleiche Falle, sie will schon wieder, dass Franz etwas tut, das ihm ganz und gar nicht in den Sinn kommt.
Zurück zum Ex – Loslassen
„Ich wünsche mir so sehr, dass Franz mir endlich zeigt, dass er mich vermisst hat und dass er mit mir glücklicher ist als ohne mich. Wie soll ich diesen Wunsch denn bloß loswerden, ich kann ihn doch nicht einfach?“ fragt Claudia.
Der Unterschied zwischen Verdrängen und Loslassen ist absolut entscheidend. Wenn ich etwas verdränge, dann tue ich so, als hätte es diese Sache oder dieses Gefühl nie gegeben. Wenn ich etwas loslasse, dann entscheide ich mich dafür, diese Sache oder dieses Gefühl nicht mehr zu brauchen. So wie einen alten Gegenstand, den ich loslasse oder wegschmeisse, kann ich auch alte Geschichten aus meinem Kopf entlassen.
Gehen wir mal davon aus, dass Franz sich nicht ändern wird, weil er ja kein Problem mit seinem früheren Verhalten hat. Was aber kann Claudia helfen, ihren Wunsch loszulassen, denn sie weiß ja selbst, dass sie Franz und die Vergangenheit nicht ändern kann. Sie kann ihn nur so nehmen wie er ist. Auch dazu habe ich schon früher einen Blogartikel geschrieben. Es ist sogar der allererste, den ich für diesen Blog geschrieben habe.
Ich bitte Claudia, sich noch einmal in die frühere Situation hinein zu versetzen. In die Situation, als sie sich zur Trennung entschieden hat. Und ich frage sie, ob sie damals etwas hätte anders machen können?
Sie antwortet, dass sie klar und deutlich hätte aussprechen sollen, was sie sich von Franz wünscht. Irgendwie hatte sie immer gedacht, dass er von selbst heraus findet, was sie von ihm braucht. Leider funktioniert so etwas meist nur am Anfang einer Beziehung. Es ist das Recht eines Kindes gegenüber den Eltern, dass sie sich bemühen, heraus zu finden was es braucht. Als erwachsener Mensch müssen wir selbst wissen was wir brauchen und lernen, darum zu bitten.
Was hätte Claudia also damals zu Franz sagen können? Wir probieren ein paar Sätze aus. Es braucht ein paar Versuche und dann finden wir den Satz „Lieber Franz, ich bin mir nicht sicher, ob du mich wirklich liebst und ich habe Angst, dass ich mich deshalb von dir trennen könnte, obwohl ich das eigentlich nicht will.“
Franz beteuert, dass er sie liebt und argumentiert, dass er sich ja wieder auf die Beziehung eingelassen habe, das müsse doch Liebesbeweis genug sein. Er würde doch auch gerne Zeit mit ihr verbringen. Hier scheint eine klassische Sprachstörung vorzuliegen.
Ich frage Claudia, woran sie überhaupt merken würde, dass sie geliebt wird?
Und dann schauen wir gemeinsam auf die 5 Sprachen der Liebe von Gary Chapman und Claudia findet heraus was sie braucht.
Franz ist erleichtert, denn jetzt weiß er, dass es ihn nur ab und zu ein paar Blumen kostet, denn Claudia’s Sprache der Liebe sind kleine Aufmerksamkeiten.
Laut Chapman haben wir nur diese 5 Sprachen zur Auswahl
- Hilfsbereitschaft
- körperliche Nähe und Zärtlichkeit
- Geschenke (wie gesagt es reichen meist Kleinigkeit wie z.B. Blumen)
- Lob und Anerkennung
- Zeit zu Zweit (nicht gemeint ist dabei gemeinsam in den Fernseher zu gucken)
Hier gibt es übrigens einen kostenlosen Onlinetest, um die eigene Sprache der Liebe heraus zu finden und einen Blogartikel von mir gibt es auch zu dem Thema.
In der Beratung sehe ich auch immer wieder mehrsprachige Menschen mit ganz individuellen Dialekten, also ganz so einfach ist das alles nicht.
Zurück zum Ex – Unterstützung
Vor kurzem kam ein weiteres Paar zu mir, das einen zweiten Versuch starten wollte. Diesmal war es ein Paar, dass sich vor über 20 Jahren aus den Augen verloren hatte. In ihrer Jugend waren sie ineinander verliebt und auch ein paar Monate zusammen, dann ist er mit seiner Familie in eine andere Stadt gezogen und sie haben sich aus den Augen verloren.
Der Zufall sorgte nun dafür, dass sie sich auf dem Flughafen in New York wieder trafen! Seine Frau war vor einem Jahr an Krebs gestorben und sie war frisch von ihrem Mann getrennt, die Gelegenheit war also günstig. Beide wagten den zweiten Versuch, aber auch sie gönnten sich meine Unterstützung, denn die erwachsenen Kinder, die den „Neuen“ nicht leiden können und seine Schuldgefühle der verstorbenen Frau gegenüber stehen den beiden im Weg. Diese Geschichte füllt schon wieder einen ganzen Blogartikel. Ich erwähne sie nur, weil dieser Zufall, dass sich die beiden nach so vielen Jahren auf einem überfüllten Flughafen begegnen schon fast filmreif ist.
Wollt ihr auch einen Neustart, habt aber Angst, dass die Beziehung wieder auseinander bricht? Oder steckt ihr mitten drin in der Krise und seid euch nicht sicher, ob ihr noch eine gemeinsame Zukunft habt? Meldet euch bei mir für ein kostenloses Vorgespräch oder schreibt eure brennenden Fragen hier in die Kommentare.
Gerne bin ich für euch da und wir schauen uns gemeinsam eure Ängste an. Hier könnt ihr einen Termin vereinbaren