Finanziell abhängig
Hier entscheidet die innere Haltung über das Beziehungsglück oder Beziehungsunglück.
Katharina und Tom – Reisen oder Aktien
Katharina ist früher viel gereist, sie war schon in der Schulzeit ein Jahr als Austauschschülerin in den USA und während des Studiums ging sie für ein Auslandssemester nach Kopenhagen und Madrid. Nach dem Designstudium arbeitete sie als Freelancerin in diversen Werbeagenturen. So war es ihr immer möglich zwischen den Aufträgen lange Reisen z.B. nach Australien und Indonesien zu unternehmen. Reisen war ihr Leben. Das alles ist jetzt jedoch einige Jahre her. Heute lebt sie in einer Beziehung mit Tom und ist Mutter eines gemeinsamen Sohnes. Leo ist 2 Jahre alt und Katharina denkt immer häufiger darüber nach, dass es wieder Zeit wird zu Reisen. Sie sucht im Internet nach Möglichkeiten wie sie als Kleinfamilie für längere Zeit im Ausland leben können. Ihr geht es vor allem darum, dem Winter zu entfliehen und natürlich den Horizont zu erweitern. All das möchte sie gerne mit ihren beiden Männern erleben.
Die Arbeitssituation für Katharina gestaltet sich aber schwieriger als gedacht. Leo, ist bis maximal 16.00 Uhr in der Kita. Ihre früheren Jobs waren alle Vollzeitjobs. Deshalb ist es gerade schwer für sie, einen neuen Auftrag zu bekommen. Außerdem ist Leo mindestens alle drei Wochen krank und muss zu Hause bleiben.
Fakt ist, Katharina ist abhängig vom Gehalt ihres Partners. Tom verdient als Unternehmensberater zum Glück sehr viel, sodass sie zumindest keine finanziellen Sorgen haben. Katharina leidet trotzdem unter dieser Situation, denn Tom interessiert sich nicht für ihre Reisepläne. Er weiß, dass sie jetzt unbedingt vorsorgen müssen. Das Geld von dem Katharina lange Reisen buchen will, nimmt er für seine Spekulationen an der Börse. Er will in möglichst kurzer Zeit soviel Geld erwirtschaften, dass sie bald ausgesorgt haben. Katharina und Tom streiten viel über Geld. Vor allem Katharina denkt in letzter Zeit häufiger über eine Trennung nach. Ihr ist klar, dass sie dann noch weniger Geld haben wird, aber sie kann es nicht ertragen, dass Tom das Geld an der Börse „verdaddelt“ obwohl es doch so wichtig ist, die Welt zu sehen und durch Reisen gemeinsame Erlebnisse zu schaffen. Sie versteht nicht, was daran so reizvoll sein soll, ausgesorgt zu haben.
Lars und Petra – Abhängigkeit und Wut
Lars hatte auch einmal die Idee ausgesorgt zu haben. Damals war er selbstständiger Unternehmer mit Solaranlagen. Das war noch vor der Energiewende, aber die Chancen standen gut für erneuerbaren Energietechnologien. Er hatte sich nach seinem Ingenieurstudium ganz bewusst auf diesem Gebiet spezialisiert, da er davon ausging, dass hier die Zukunft läge. Lange hatte er sich über sein Studium informiert, denn er wollte auf keinen Fall etwas studieren, das dann am Ende zu nichts führte. Sogar mit seiner Entscheidung sich selbstständig zu machen, dachte er auf Nummer Sicher zu gehen. Er hatte sich beraten lassen und alle Berater waren sich ganz sicher, dass er mit einem eigenen Unternehmen im Energiesektor in den nächsten Jahren, den großen Durchburch zur finanziellen Unabhängigkeit erreichen könne. Er arbeitete Tag und Nacht nur darauf hin. Seine Frau lernte er kennen, als er noch fest davon überzeugt war, bald finanzielle Sicherheit zu erlangen.
Er verliebte sich vor allem deswegen in Petra, weil sie als Rechtsanwältin so selbstbewusst und unabhängig war. Bereits ein Jahr nachdem sie sich kennen lernten, heirateten sie und wurden auch schon kurz darauf Eltern von Zwillingen. Das Glück schien perfekt. Doch plötzlich änderte sich alles. Es geschah das, wovor sich Lars am meisten fürchtete. Die staatlichen Fördergelder für erneuerbare Energien wurden immer weiter gekürzt. Keiner seiner Berater hatte mit dieser politischen Willkür gerechnet, die besonders seine Branche sehr hart traf. Schließlich musste er Insolvenz anmelden.
Und so entschieden sich beide einvernehmlich, dass Petra, die vor der Geburt der Kinder festangestellt in einer großen Kanzlei gearbeitet hatte, wieder arbeiten gehen solle. Lars ist jetzt zu Hause bei den Kindern und verdient kein eigenes Geld. Petra wird immer erfolgreicher und das Geld reicht für ein gutes gemeinsames Leben. Lars fühlt sich wohl zu Hause mit den Kindern, auch die Kinder scheinen glücklich zu sein. Natürlich wird er irgendwann wieder arbeiten gehen, daran zweifelt weder er noch Petra. Aber im Moment ist es gut, dass einer von ihnen für die Kinder da sein kann. Petra erkennt seine Leistungen als Hausmann an und ist großzügig mit dem Geld. Sie bucht spontan mal ein Wochenende in Paris nur zu zweit, während die Kinder so lange bei den Großeltern sind. Sie gibt Lars nie das Gefühl, das irgendetwas falsch daran ist, wenn er Geld für sich braucht. Das klingt nach einer guten Beziehung und sie hätten allen Grund glücklich zu sein. Nur hat Lars ein Problem, das er sich erst langsam eingesteht. Schon seit Wochen ist er nahezu durchgängig wütend auf Petra. Die Gründe sind austauschbar und häufig finden sie nach einem Streit über Nichtigkeiten auch nicht wieder den Weg zueinander. Beide verstehen nicht, was los ist. Hier ist es Lars, der immer häufiger über eine Trennung nachdenkt. Darüber hinaus fällt ihm auf, dass er in letzter Zeit ganz besonders die langen Gespräche mit einer alleinerziehenden Mutter aus dem Kindergarten der Zwillinge genießt.
Beide Beziehungen sind deutlich gefährdet. In beiden Fällen ist es so, dass zuvor eigenständige Menschen plötzlich finanziell abhängig vom Partner sind. Nachdem sie es jahrelang gewohnt waren, für sich selbst zu sorgen, sind sie auf einmal wieder in einer ähnlichen Abhängigkeit wie damals von den Eltern. Viele Paare verhalten sich in dieser Situation so, als gäbe es zwischen ihnen die gleiche Situation, wie zwischen Eltern und Kindern. Ein gefährliches Konstrukt, denn welches Kind bleibt schon bei seinen Eltern?
Ursächlich geht es hier um den Unterschied zwischen dem grundsätzlichen Gefühl von Mangel und dem grundsätzlichen Gefühl von Fülle. Wir alle haben eine Art Grundgefühl dem Geld gegenüber in uns. Dieses Grundgefühl, das komplett unabhängig von dem tatsächlich vorhandenen Geld ist. haben wir bereits in früher Kindheit „erlernt“. Es ist die Ursache dafür, dass sich manche Millionäre immer noch arm fühlen und andere sehr zufrieden mit einem geringen Grundeinkommen leben können. Beide Phänomene lassen sich auf dieses Grundgefühl zurückführen. Wir haben entscheiden uns allerdings nicht bewusst für eine der beiden Haltungen.
Das Geld und die Herkunftsfamilie
Als Paar lohnt es sich, darüber nachzudenken, welche innere Haltung zum Geld wir haben. Sind wir uns über unsere eigene Haltung und über die unseres Partners bewusst? Wenn das so ist, können wir schon allein dadurch sehr viel Zündstoff aus der Beziehung nehmen.
Hierzu können sich beide Partner einmal folgende Fragen stellen:
- Wie habe ich mich als Kind mit meinen Eltern gefühlt?
- War ich gerne von ihnen abhängig?
- Was haben sie mir signalisiert, als ich auszog und anfing für mich selbst zu sorgen?
- Habe ich es geschafft, wirklich von ihnen unabhängig zu sein oder unterstützen sie mich immer noch?
- Würde ich mich in einer finanziellen Notsituation an meine Eltern wenden?
- Können meine Eltern mich in einer Krise unterstützen oder haben sie selbst nichts?
- Erwarte ich, von ihnen später einmal etwas zu erben?
- Oder fürchte ich eher, dass ich meine Eltern bald finanziell unterstützen muss?
- Spielt Geld immer noch eine Rolle in der Beziehung zu meinen Eltern?
Es braucht natürlich Zeit, sich wirklich aus den finanziellen Verstrickungen zu berfreien. Gönn dir doch ein Coaching mit mir, dann siehst du meist schon nach der ersten Sitzung, wo du an alte Glaubenssätze gebunden bist.
Gleich und Gleich gesellt sich gern…
In einer Partnerschaft kommt es jetzt darauf an, ob die finanzielle Einstellung der beiden Partner ähnlich ist oder nicht. Haben beide Partner eine ähnliche oder nur leicht abweichende Haltung, werden sie miteinander keine finanziellen Probleme haben. Beide sind sich einig, wie sie mit Geld umgehen wollen und eine Abhängigkeit wird von keinem der beiden Partner gefühlt, egal in welcher Situation sie sich gerade befinden. Für beide ist klar, dass es in einer Partnerschaft kein „mein“ oder „dein“ Geld gibt. Es gibt nur „unser“ Geld. Solche Paare teilen das, was da ist und sind sich sicher, dass das Geld beim Partner genauso gut aufgehoben wie bei einem selbst. Unabhänig davon, ob nun beide vom Mangel oder von der Fülle ausgehen. Sie werden als Paar eben entweder sparsam sein und immer darüber nachdenken wie sie es überhaupt schaffen zu überleben. Oder sie werden sich beide einig sein, dass immer genug da ist und sie werden aus einer Haltung der Fülle heraus ihr Zusammenleben bestreiten. Beide Paare sind gleichermaßen glücklich miteinander.
… aber Gegensätze ziehen sich an
Das Problem, das Katharina mit Tom hat ist gar nicht das Thema „Reisen“, sondern das Problem sind ihre unterschiedlichen Grundgefühle zum Thema Geld.
Katharina geht von Fülle aus! Sie ist sich sicher, dass genug Geld da sein wird. Das hat sich in der Vergangenheit auch immer wieder gezeigt. Egal wie wenig Geld sie gerade verdiente, es reichte immer dafür, das Leben zu genießen. Jetzt mit Tom zusammen, ändert sich das plötzlich, denn Tom geht innerlich vom Mangel aus. Er ist sich sicher, dass bald harte Zeiten auf sie zukommen werden und er will unbedingt dafür vorsorgen. Die Reisepläne von Katharina machen ihm zunehmend Angst.
Durch ihre unterschiedlichen Haltungen misstrauen sie einander zutiefst, wenn es um Geldentscheidungen geht. Solange beide finanziell einigermaßen unabhängig voneinader sind, ist das kein Problem. Ist aber ein Partner vom Geld des anderen abhängig, führt diese Diskrepanz zu großen Schwierigkeiten.
Das zeigt sich auch in der Beziehung von Lars und Petra. Auch hier haben beide Partner ein gegensätzliches Grundgefühl. Lars geht vom Mangel aus und Petra lebt mit dem Gedanken der Fülle. Sie gibt gerne und möchte, dass auch Lars das Geld genießen kann. Ihm fällt das jedoch sehr schwer. Er weiß ganz sicher, dass Petra das Geld eigentlich sparen muss. Seine Erfahrungen mit der Insolvenz geben ihm Recht und er möchte am liebsten nichts von dem Geld nehmen. Wieder liegt das Problem im gegenseitige Misstrauen, das aus den unterschiedlichen Haltungen erwächst. Das ist auch der Grund für die Wut, die Lars auf Petra hat. Er kann nicht verstehen, dass sie so verschwenderisch mit dem Geld umgeht. Hinzu kommt, dass er eben kein eigenes Geld hat, über das er bestimmen kann. Diese Ohnmacht schürt seine Wut auf Petra zusätzlich.
Sie werden es schwer haben, einen gemeinsamen Weg zu finden. Möglich wird das nur, wenn sich beide die dahinter liegende Dynamik bewusst machen. Lars könnte dann von Petra lernen, das Leben zu genießen und Petra könnte verstehen, wie wichtig es für Lars ist, dass sie für den Notfall sparen. Obwohl dieser ihrer Meinung nach nie eintreten wird. Schaffen beide diesen Schritt zum Kompromiss, ist die nächste Herausforderung trotzdem oder gerade deswegen eine glückliche Beziehung zu führen.
Das geht nur gut, wenn beide Partner den Fokus immer wieder bewusst darauf lenken, dass sie diese Beziehung wollen und dafür bereit sind alles zu tun.
Hier findest du meinen Gastbeitrag auf dem Lifecoaching Blog von Christoph Simon zu dem Thema, der weitere Aspekte davon beleuchtet.