Emotional intelligente Männer

Emotional intelligente Maenner

Sind emotional intelligente Männer die Zukunft?

Der Paarforscher John Gottman hat den Begriff der emotional intelligenten Männer in seinem Buch „Die sieben Geheimnisse der glücklichen Ehe“ ins Spiel gebracht. Er spricht davon, dass der emotional intelligente Mann die Zukunft sei.

Zitat aus dem Buch „Dieser neue Typ Ehemann und Vater führt ein sinnvolles und reiches Leben. Die glückliche Grundstimmung in der Familie macht es ihm möglich auch im Beruf kreativ und erfolgreich zu sein. Weil er mit seiner Frau so eng verbunden ist, wird sie sich ihm nicht nur zuwenden, wenn sie ärgerlich, sondern auch, wenn sie glücklich ist.…

und den anderen Typ Mann beschreibt er sehr düster mit diesen Worten „Er reagiert auf den Verlust männlicher Macht mit rechthaberischem Zorn oder fühlt sich als unschuldiges Opfer. Vielleicht wird er autoritärer werden oder sich in seine einsame Schale zurückziehen, um das zu erhalten, was ihm noch geblieben ist. er ehrt und respektiert andere nicht sehr, denn er ist ständig unterwegs nach der Ehre und dem Respekt zu suchen, von dem er meint, dass er ihm gebühre. Eine Beeinflussung durch die Frau wird er nicht zulassen, denn er fürchtet noch mehr Macht zu verlieren…“

Stimmt das wirklich? Oder ist es sogar ein Versuch, den Mann zu ändern, so wie die Frauen ihn sich wünschen? Und was genau meint er eigentlich damit? Es geht ihm darum, dass die Männer lernen sich in der intimen Zweierbeziehung mehr zu öffnen und, dass sie lernen, intime Gespräche zu führen und sich von den Frauen beeinflussen zu lassen. Ein Beispiel gefällig?

Emotional nicht intelligent

Kara und Mario sind seit zwei Jahren zusammen. Er kommt von der Arbeit nach Hause, ist frustriert über den neuen Chef, der ihm gerade vor die Nase gesetzt wurde. Kara ist schon zu Hause und freut sich als er zur Tür reinkommt. Sie fragt wie es war, er brummelt ein kurzes Hallo und setzt sich vor die Glotze. Kara bleibt allein in der Küche sitzen und fragt sich, wozu sie eigentlich eine Beziehung hat.

Emotional intelligent

Gleiche Situation. Kara fragt wieder wie es war und Mario erzählt ihr kurz, wie genervt er von dem neuen Chef ist und dass er jetzt unbedingt eine Pause vor der Glotze braucht. Danach würde er aber gerne mit ihr darüber reden, ob sie es sich leisten können, dass er kündigt. Kara lässt ihm gerne die Zeit vor der Glotze und öffnet schon mal die Rotweinflasche für das spätere Gespräch.

In beiden Fällen sitzt Mario am Ende des Tages vor der Glotze, aber im zweiten Fall hat er Kara teilhaben lassen an dem was in ihm vorgeht. Und er nutzt seine Beziehung, um seine persönlichen Probleme zu besprechen. Das genau macht den Unterschied. Paare, die die Kunst des intimen Gesprächs beherrschen bleiben länger zusammen und sind in der Zeit, in der sie zusammen sind, glücklicher. Natürlich gibt es auch emotional nicht so intelligente Frauen. Statistisch gesehen ist das aber die Ausnahme. Meistens wollen Frauen über das reden was sie bewegt und zu 80 % ist es die Frau, die heikle Themen in der Partnerschaft anspricht. Die intime Zweierbeziehung ist der Bereich in der Gesellschaft, in dem wir Frauen die Expertinnen sind.

Emotional intelligente Männer

Emotional intelligente Männer (und Frauen) können mit ihren Gefühlen umgehen. Sie wissen sie auszudrücken, sie wissen sie zu verarbeiten und sich ihnen anzupassen. Sie können ihre Gefühle enttarnen, weil sie selbst die Kontrolle darüber haben. Hirnforscher haben entdeckt, dass das Gehirn eines Mannes sehr viel empfindlicher auf Gefühle reagiert als das Gehirn einer Frau. Sie werden in emotionalen Situationen regelrecht überflutet, ihr Blutdruck steigt höher und sinkt danach deutlich langsamer als der Blutdruck der Frau in der gleichen Situation. Männer fühlen sich von ihren Gefühlen ernsthaft bedroht. Gerald Hüther schreibt in seinem Buch „Männer – Das schwache Geschlecht und sein Gehirn“ darüber, dass kleine Jungen viel anfälliger sind und mehr Bestätigung von außen brauchen als kleine Mädchen. Die Welt der intimen Zweierbeziehungen scheint eine sehr weibliche Welt zu sein.

Große Gruppen und Netzwerke

Männer fühlen sich vor allem in großen Gruppen und Netzwerken wohl und zeigen hier ihre soziale Stärke. Das zumindest behauptet Roy Baumeister in seinem Buch „Wozu sind Männer eigentlich überhaupt noch gut?“ Er geht von zwei unterschiedliche Arten des Sozialverhaltens aus. Keine davon ist besser oder schlechter. Es ist letztlich eine Entscheidung, die sich schon auf dem Spielplatz deutlich zeigt. Mädchen spielen in der Regel eher zu zweit und wenn ein drittes Kind hinzu kommt, grenzen sie es aus. Nicht weil sie böse sind, sondern weil sie Expertinnen für die intime Zweierbeziehung sind und ein weiteres Kind diese stört. Jungen hingegen spielen in größeren Gruppen und sobald ein drittes Kind dazu kommt, nehmen sie es meistens mit dazu. Sie wollen es in ihrer Gruppe haben, weil diese dadurch gestärkt wird.

Gefühle zeigen

Jetzt kommen wir zu einer häufigen Ursache für Unzufriedenheit in der Paarbeziehung. Viele Frauen sind der Meinung ihre Männer sollten mehr Gefühle zeigen, ganz wie John Gottman oben sagt. Sie wünschen sich einen emotional intelligenten Ehemann, der in der intimen Zweierbeziehung in der Lage ist seine Gefühle zu zeigen. Leider ist genau das in großen Gruppen eher gefährlich. Weinende Männer zeigen sich schwach und werden von der Konkurrenz überholt. Aber sogar Freude zu zeigen kann schädlich sein, wenn in Verhandlungen deutlich wird, wie sehr sich jemand ein bestimmtes Ergebnis wünschst, ist er sofort dem anderen unterlegen, der sich nicht in die „Karten schauen“ lässt. Und auch, wenn genau das die intime Beziehung für BEIDE bereichert und auch Männer glücklicher sind, wenn sie ihre Gefühle zulassen und zeigen können, sind die großen Systeme und vielleicht sogar unsere Kultur dadurch bedroht.

Gesellschaft und emotional intelligente Männer

Unsere Beziehungen blühen auf, wenn Männer sich emotional intelligent zeigen, aber was ist mit unserer Gesellschaft?  Roy Baumeister behauptet jedenfalls, dass es für den Fortbestand unserer Kultur schwer wird, wenn Männer ihre Gefühle zulassen. Sie sind dann nicht mehr bereit in den Krieg zu ziehen oder die „Drecksarbeit“ zu machen. Als Frau kann ich eher die Sehnsucht der Frau nach einem emotional intelligenten Mann nachempfinden als die Angst des Mannes genau davor. Ob sie für den Fortbestand unserer Kultur eine Gefahr darstellen, wie Baumeister behauptet, kann ich ehrlich gesagt nicht beurteilen. Im Moment scheinen mir eher die Despoten und Wahlsieger in der Welt eine Gefahr darzustellen, die wenig bis gar keine emotionale Intelligenz zeigen.

Ganz persönlich wünsche ich mir auf jeden Fall mehr emotional intelligente Männer. Und noch viel mehr wünsche ich mir, dass wir gemeinsam für die Gesellschaft und unsere Kultur an Lösungen arbeiten, die glücklicher machen als wir es zur Zeit sind. Aber vielleicht ist genau das auch wieder ein Wunsch, der sich aus dem Umstand ergibt, dass ich eben zu den Expertinnen der intimen Zweierbeziehung gehöre?

Und auch Roy Baumeister findet am Ende versöhnliche Worte „Lassen wir Männer und Frauen das tun, was sie wollen. Unter anderem wollen sie einander. Sie werden sich schon irgendwie zusammen raufen. So war es zumindest immer“ Die Frage ist natürlich wie hoch ist der Preis und wer zahlt ihn wofür? Das ist aber sicher Teil eines weiteren Blogartikels.